forsa-Studie 2012: Hoher Praxisbezug wesentliches Bewertungskriterium bei Studienabschlüssen

Wie bekannt sind Deutschlands Fernhochschulen unter Personalchefs?

Die Studentenzahlen an Fernhochschulen befindet sich in den letzten Jahren auf Wachstumskurs. Kein Wunder, denn berufliche Weiterbildung wird immer wichtiger, um seine Chancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Ein akademischer Abschluss kann da nie schaden. Doch nicht alle haben die typische Laufbahn Abi-Studium-Job eingeschlagen, sondern stehen bereits mitten im Berufsleben und entscheiden sich dann für ein Studium. Für all diejenigen, die keine längeren Auszeiten und Gehaltseinbußen für ein Präsenzstudium in Kauf nehmen können oder möchten, schafft ein Fernstudium gute Rahmenbedingungen. Es ist zeitlich flexibel, örtlich unabhängig und kann somit nebenberuflich durchgeführt werden. Zudem werden diverse Fernstudiengänge auch ohne Abitur als Zulassungsvoraussetzung angeboten. Die idealen Voraussetzungen also, um trotz der beruflichen Verpflichtungen noch einen akademischen Abschluss zu erlangen.

Doch was denken deutsche Arbeitgeber wirklich über Fernstudierende? Bevorzugen sie eher jemanden mit abgeschlossenem Fernstudium oder einen Absolventen einer Präsenzhochschule? Worauf legen Personalentscheider bei einem Studienabschluss besonderen Wert? Und was halten sie von Masterabsolventen ohne Erststudium?

Das sind spannende Fragen, die Fernstudenten natürlich interessieren. Zwar studiert man in erster Linie für sich selbst, allerdings ist der Nutzen des Studiums im Bezug auf künftige Karrierechancen nicht ganz unwichtig. Daher ist es interessant zu erfahren, was diejenigen über Fernstudium und Hochschulen denken, die tagtäglich über Zusagen und Absagen entscheiden – Die Personalverantwortlichen in deutschen Unternehmen.

Die hat sich nun das Marktforschungsinstitut forsa zur Brust genommen und im Auftrag der Europäische Fernhochschule Hamburg (Euro-FH) befragt. In der repräsentativen forsa-Studie 2012 wurden insgesamt 301 Unternehmen in Deutschland ab einer Größe von 150 Mitarbeitern per Telefon interviewt. Die aktuellen Ergebnisse sind nicht nur informativ und nehmen ggf. Bedenken, sondern geben auch Aufschluss, worauf man bei der Wahl seines Studiums achten sollte.

Fernuni Hagen die bekannteste Fernhochschule

Der Bekanntheitsgrad einer Hochschule sagt zwar nicht unbedingt etwas über die Qualität des Abschlusses aus, allerdings kann es schon von Vorteil sein, wenn der Personalentscheider sich nicht erst fragen muss „Was ist das denn für eine Uni/FH“? Schließlich blättern Personaler regelmäßig in Bewerbungsunterlagen, sodass man davon ausgehen kann, dass sie die größten und bekanntesten Universitäten und Fachhochschulen – zumindest vom Namen – kennen. Und da die Anzahl an Fernstudenten, wie eingangs erwähnt, stetig wächst, sollten Personalentscheider auch bekannte Fernhochschulen schon mal gehört haben. Die forsa-Studie 2012 lüftete, welche deutschen Fernhochschulen den höchsten Bekanntheitsgrad bei Personalchefs haben:

Wie bekannt sind Deutschlands Fernhochschulen unter Personalchefs?

Erfreulich, aber nicht wirklich überraschend, landet die Fernuniversität Hagen, die einzige staatliche Fernhochschule in Deutschland, auf Platz 1.  Bei fast 80.000 Studierenden ist die Fernuni Hagen nicht nur mit Abstand die größte Einrichtung auf dem Fernstudienmarkt, sondern auch die größte Universität deutschlandweit. 79 Prozent der Personalchefs kennen die Fernuni Hagen oder haben bereits von ihr gehört (gestützte
Bekanntheit).

Betrachtet man den Bekanntheitsgrad der privaten Anbieter, so folgt die Europäische Fernhochschule Hamburg mit 42 Prozent auf Rang 2. Sie ist damit die bekannteste private Fernhochschule. Wenn man den direkten Vergleich zwischen der Fernuni Hagen mit knapp 80.000 Studierenden und der Euro-FH mit etwa 5.000 Studienteilnehmern  zieht, so ist es schon eine Leistung, trotz des Größenunterschieds dennoch bei fast der Hälfte der Arbeitgeber bekannt zu sein.

Doch auch viele weitere Anbieter verzeichnen einen relativ hohen Bekanntheitsgrad von 20 bis 30 Prozent. Leider werden in der forsa-Studie hierbei nur die quantitativen, nicht aber die interessanten qualitativen Daten geliefert, sodass man nicht weiß, welcher Wert zu welcher Fernhochschule gehört. Doch wenn man sich die Studierendenzahlen der Fernhochschulen anschaut, kann man einigermaßen erahnen, welche Anbieter ebenfalls zu den bekannteren gehören müssten. Da waren z.B. die Hamburger Fern-Hochschule (HFH) mit 10.000 Studierenden, die Wilhelm Büchner Hochschule mit über 5.000 Studenten, sowie die AKAD Privat Hochschulen mit derzeit rund 8.800 Teilnehmer an Studien- und Lehrgängen.

Keine Unterschiede zwischen Fern- und Präsenzstudenten

Eines der größeren Bedenken bei Studieninteressierten ist, dass das Fernstudium nicht gleichermaßen anerkannt werden könnte, wie ein Präsenzstudium. Die Tatsache, dass ein Fernstudium gewissermaßen „nebenbei“, nämlich oftmals neben einem 40-Stunden-Job abläuft, könnte den Anschein erwecken, als wäre der Abschluss, wenn man ihn denn endlich in der Tasche hat, leichter zu haben gewesen. Warum sonst paukt die breite Masse an Studenten in Hörsälen und Universitätsbibliotheken?

Die Wahrheit sind aber so aus, dass jedes Studium anstregend ist. Egal, ob Fern- oder Präsenzuni – Im Leben bekommt man nichts geschenkt, auch und insbesondere ein Abschluss per Fernstudium muss hart erarbeitet werden. Längere Studienzeiten, weniger Freizeit, mehr Eigeninitiative – Wer  sich neben dem Job weiterbildet, muss so einige Opfer bringen. Doch werden diese von Personalchefs auch gewürdigt? Wird die Leistung eines abgeschlossenen Fernstudiums und der damit verbundenen Entbehrungen gewürdigt? Oder sind Präsenzstudenten die erste Wahl? Das Ergebnis der forsa-Umfrage verrät, ob und inwieweit ein Fernstudium bei Personalentscheidern anerkannt ist:

Wen bevorzugen Personalchefs bei Bewerbungen: Fern- oder Präsenzstudenten?

Was bringt ein Fernstudium, wenn der Abschluss nicht anerkannt wird? Nicht viel. Das Ergebnis der forsa-Studie ist nicht eindeutig und kann aus vielerlei Sichtweisen betrachtet werden. Der Optimist würde sagen: Die meisten Personalchefs (37 Prozent) machen keinen Unterschied zwischen Absolventen eine Fern- oder Präsenzstudiums. Und ganze 29 Prozent würden sogar Bewerber mit abgeschlossenem Fernstudium bevorzugen. Der Pessimist richtet seinen Blick auf das orangefarbene Törtenstück und sieht, dass ein Drittel den Vorteil ganz klar bei den Präsenzstudenten sieht. Der Realist weiß, dass sich das größte Tortenstück beiden Seiten zurechnen lässt. Einen eindeutigen Sieger gibt es nicht, dafür hängt die Bewerberauswahl von zu viel verschiedenen Faktoren ab.

Es ist jedoch interessant zu sehen, dass sich das Ergebnis bei größeren Unternehmen (mit mehr als 300 Mitarbeitern) leicht zugunsten der Präsenzstudenten verschiebt. Allerdings spielt die Art der Hochschule in diesen Unternehmen auch bei mehr Personalern keine Rolle.

Chance auf Beförderung steigt

Jahrelanges Lernen vor und nach der Arbeit, an den Wochenenden, während des Urlaubs – Zahlt sich das aus? Stehen die Karrierechancen nach dem Abschluss rosiger? Was beeindruckt Personalchefs und welche Befürchtungen haben sie? Auch zu diesen Fragen wurden die insgesamt 301 Unternehmen befragt. Zusammenfassend kann man schon mal festhalten: Ein erfolgreich abgeschlossenes Fernstudium nützt wesentlich mehr, als es schadet.

Was denken Personalchefs über Mitarbeiter, die neben dem Beruf ein Fernstudium absolvieren?

Es ist erfreulich zu sehen, dass sich die investierte Zeit, Mühe und natürlich auch die Studiengebühren letztendlich auszuzahlen scheinen. Viele Fernstudenten fragen sich, ob sie ihrem Arbeitgeber von dem Fernstudium erzählen sollten oder es lieber unterwähnt lassen. Die Befürchtung, vor Kollegen einen Stempel als „Besonders engagierter Mitarbeiter“ aufgedrückt zu bekommen oder beim Chef den Eindruck zu erwecken, man wäre mit seiner Arbeit nicht ausgelastet genug, stammen nicht von ungefähr.

Die forsa-Studie 2012 zeigt aber, dass sich die breite Mehrheit der Personalchefs von der Zielstrebigkeit und dem Engagement der Mitarbeiter, die sich neben dem Beruf per Fernstudium weiterbilden, beeindruckt zeigt. Weiterbildung ist mittlerweile keine Chefsache mehr. Immer mehr Arbeitgeber erwarten von ihren Angestellten Eigeninitiative bei der beruflichen Fort- und Weiterbildung. Mit einem Fernstudium setzt man daher ein positives Zeichen. Zudem macht es auch einen Unterschied, ob man sich für ein mehrtägiges Seminar von der Arbeit freistellen lässt oder ob man seine Freizeit für mehrere Jahre für ein akademisches Studium zurückschraubt.

Die Entscheidung für oder gegen ein Fernstudium ist nicht immer leicht, zumal man nicht in die Zukunft sehen kann. Die berufliche, familiäre oder gesundheitliche Situation kann sich schnell ändern, sodass sich daraus häufig neue Herausforderungen für das Fernstudium ergeben. Dennoch den Schritt zu wagen, mit dem Willen, es schaffen zu können, erfordert Mut. Und dieser zahlt sich auch beruflich aus. So gaben knapp 70 Prozent der befragten Personalentscheider an, dass der Mitarbeiter durch sein nebenberufliches Studium das Unternehmen voranbringt. Für etwa 60 Prozent ist das erlangte Knowhow, sowie das Engagement des Mitarbeiters ein Grund für eine Beförderung. Warum auch nicht, schließlich kann man nie zu viel Wissen erwerben. Und wer sich nicht auf seinem Abitur ausruht, sondern nach dem Konzept „Lebenslanges Lernen“ kontinuierlich etwas für die grauen Zellen tut, profitiert auch im Job von besseren Karrierechancen!

Natürlich erhofft man sich durch den Abschluss eines Fernstudium auch, dass sich beruflich neue Türen öffnen. Die wenigsten werden sich die Strapazen just for fun antun, sondern mit dem Studium ein bestimmtes (berufliches) Ziel verfolgen. Daher ist es nicht abwegig, dass man auch von Arbeitgeberseite Aufstiegsmöglichkeiten erwartet. Immerhin sieht ein Großteil der Personalchefs Absolventen eines Fernstudiums als geeignete Kandidaten dafür. Doch die Ergebnisse der forsa-Studie zeigen auch, dass die Hälfte der Personaler befürchtet, der Mitarbeiter  könne das Unternehmen nach Abschluss des Studiums verlassen. Die Bedenken sind nicht unbegründet, denn wenn der Mitarbeiter in seinem Job nicht die Perspektiven erhält, die er sich wünscht, bzw. mit dem Fernstudium verfolgte, wird es sich nach Alternativen umschauen. Hier ist der Arbeitgeber gefragt, seinen Mitarbeiter zu halten (wenn denn gewollt) und ihn in seiner Karrierelaufbahn zu unterstützen.

Sollte man dem Chef nun von seinem Fernstudien-Vorhaben erzählen? Verfolgt man mit dem Fernstudium Ziele, die die Karriere im aktuellen Job vorantreiben sollen (z.B. Beförderung), ist es schon sinnvoll, diese dem Arbeitgeber mitzuteilen. Das zeigt Zielstrebigkeit und Engagement – Also genau die Eigenschaften, die Arbeitgeber bei fernstudierenden Mitarbeitern beeindrucken finden. Und auch allgemein gelten Absolventen von Fernstudiengängen bei fast allen Personalchefs als hoch motiviert und zielstrebig. Auch Eigenschaften, wie eine hohe Selbstständigkeit, gutes Zeitmangement, bzw. Organisationsfähigkeit, sowie Flexibilität werden Fernstudenten zugesprochen.

Welche Eigenschaften schreiben Personalchefs Absolventen von Fernstudiengängen zu?

Softskills, wie Offenheit für neue Ideen und neue Impulse für das Unternehmen sind ideale Voraussetzungen für neue, berufliche Aufgaben und Herausforderungen.

Doch was ist mit der Befürchtung der Arbeitgeber, der Mitarbeiter könne aufgrund der Doppelbelastung seine reguläre Arbeit vernachlässigen. Nun, diese Bedenken lassen sich, wie die Umfrageergebnisse zeigen, nicht vollständig aus dem Weg räumen. Knapp ein Dritter der Personalchefs hat diese Bedenken, allerdings ist nur ein Bruchteil davon felsenfest davon überzeugt. Die Mehrheit (38 Prozent) stimmt nur bedingt zu und ebenfalls ein Drittel ist (überhaupt) nicht dieser Ansicht. Dieses Ergebnis zeigt, dass es sehr stark vom jeweiligen Mitarbeiter abhängt, ob die Bedenken berechtigt oder unberechtigt sind.

Vielleicht sind einige Arbeitgeber etwas voreingenommen, weil sie bereits negative Erfahrungen mit Mitarbeitern gemacht haben, die neben dem Job ein Fernstudium absolviert haben. Hier ist man als Mitarbeiter gefragt, seinem Chef etwaige Bedenken zu nehmen. Wie? Durch gute und konstante Leistung in der Arbeit. Man sollte vermeiden, sich vor dem Arbeitgeber über den ganzen Stress beim Fernstudieren zu beschweren oder gar während der Arbeitszeiten in Studienheften lesen.

Das Fernstudium ist Freizeit und sollte nicht nur für den Mitarbeiter, sondern auch für den Personalverantwortlichen auch als diese betrachtet werden. Sofern man die Trennung zwischen Arbeit und Fernstudium einhält, sind Bedenken von Seiten des Arbeitgebers unbegründet. Denn auch einem Personalchef sollte ein Mitarbeiter, der sich in seiner Freizeit weiterbildet lieber sein, als ein Mitarbeiter, der sich unter der Arbeitswoche auf Partys die Nächte um die Ohren schlägt.

Kaum Bedenken bei Master ohne Erststudium

Die Euro-Fh bietet seit Neustem auch ein Masterprogramm ohne Erststudium (Bachelor, Diplom) an. Zielgruppe sind Fach- und Führungskräfte, mit langjähriger Berufspraxis und Führungserfahrung. Wie kommt ein solcher Masterabschluss bei Arbeitgebern an? Wird dieser einem regulären Bachelor-Master-Ablauf gleichgestellt? Im Großen und Ganzen kann man sagen: Ja, ein Master ohne Erststudium wird anerkannt.

Zwei Dritter der befragten Personalchefs waren der Meinung, dass ein solches Masterprogramm die berufliche Qualifikation erfahrener Fachkräfte würdigt. Allerdings waren nur 55 Prozent davon überzeugt, dass ein gutes Master-Programm auch gute Absolventen hervorbringt. Die Vorbildung scheint daher doch nicht ganz unrelevant zu sein. Natürlich muss ein vorangegangenes Erststudium nicht automatisch bedeuten, dass man dann auch zu den besseren Masterabsolventen zählt. Teilweise kommen die im beim Bachelor- oder Diplomstudium erlangten Fachkenntnisse im Berufsleben auch kaum zum Einsatz. Allerdings sind die während eines Studiums erworbenen Softskills und Kenntnisse, wie das Verfassen wissenschaftlicher Arbeiten, bei einem späteren Masterstudium von Vorteil.

Masterstudium ohne Erststudium: Beruteilung druch Personalchefs

Insgesamt zeigt die forsa-Umfrage, dass ein Master-Studium ohne Erststudium der Situation des Arbeitsmarktes nach Fachkräften entspricht. Die Akzeptanz eines solchen Angebotes ist somit von Arbeitgeberseite vorhanden. Und nur wenige Personalchefs sind der Ansicht, dass ein solches Angebot den Wert eines Masters verwässer.

Wie viel der Master ohne Erststudium tatsächlich wert ist, wird sich wohl noch zeigen, da das Angebot relativ neu ist. Die Zulassungsvoraussetzungen für ein solches Programm sind sehr streng, sodass man nicht befürchten muss, dass der Bachelor irgendwann nicht mehr notwendig sein wird. Wer sich ohne Erststudium für ein Masterprogramm entscheidet, muss schon einiges an beruflichen Qualifikationen und Erfahrungen mitbringen. Wahrscheinlich würden die meisten der Teilnehmer nach 10 Jahren Berufspraxis auch keinen Bachelor und Master mehr machen. Ob das rechtfertigt, den Bachelor zu überspringen, bleibt mal dahingestellt. Jedoch schaffen akademische Weiterbildungsangebote, die sich nicht nur an zwanzigjährige Abiturienten, sondern auch an erfahrene Berufspraktiker richten, eine höhere Qualität auf dem Arbeitmarkt. Und über die kann und sollte man sich wirklich nicht beschweren ;).

Hoher Praxisbezug wichtiges Bewertungskriterium

Doch egal, auf welchem Wege der Studienabschluss erreicht wurde – Neben der persönlichen und fachlichen Qualifikation des Absolventen legen bei der Beurteilung von Studienabschlüssen besonderen Wert auf den hohen Praxisbezug des Studiums. Dieser ist für 90 Prozent der Arbeitgeber wichtig, bzw. sehr wichtig. Ähnlich relevant ist die Verzahnung von Studium und Beruf, die bei einem Fernstudium augenscheinlich gegeben ist. Jedoch muss man auch hier sicherlich unterscheiden, denn nicht jedes Fernstudium hängt inhaltlich auch mit den beruflichen Aufgaben zusammen. Die Frage, ob ein nebenberufliches Fernstudium oder ein Präsenzstudiums mit Praxissemestern oder Dualem System mehr Praxisbezug bietet, kann man pauschal nicht sagen. Allerdings sind berufserfahrene (Fern)studenten, solchen, die direkt nach dem Abi ihr Studium begonnen haben, in puncto Berufspraxis einen Schritt womöglich voraus und können die Studieninhalte besser in den beruflichen Alltag integrieren.

Auch gibt es unter den Fernhochschulen deutliche Unterschiede, was den Praxisbezug angeht. Vergleicht man z.B. den Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften an der Fernuni Hagen und den Bachelor Europäische BWL an der Euro-FH, so stellt man fest, dass dieser praxisbezogener und auch internationaler ausgerichtet ist. So sind an der Euro-FH fünf zweitägige Seminare Bestandteil des Studiums, an der Fernuni lediglich eines. Auch ein zweiwöchiges Auslandsseminar an einer Partnerhochschule in Dänemark, Großbritannien, Polen, Spanien, Russland, China oder den USA trägt zu einer engeren Verzahnung von Studium und Beruf bei. In Bereich BWL sind viele private Fernhochschulen der Fernuni in puncto Praxisbezug voraus. Allerdings gibt es auch hier von Studiengang zu Studiengang Unterschiede, so ist z.B. das Bachelorstudium Psychologie an der Fernuni Hagen  deutlich praxisbezogener. Um die dort erworbenen Fachkenntnisse und Kompetenzen weiter zu vertiefen, ist ein berufsorientiertes Praktikum im Umfang von 210 Arbeitsstunden Pflicht. Je nachdem, in welchem beruflichen Umfeld man tätig ist und welches Ziel man mit dem Studienabschluss verfolgt, gilt es den Praxisbezug der Studiengänge zu vergleichen und die für sich beste Wahl zu treffen.

Kriterien von Personalchefs zur Beurteilung von Studienabschlüssen

Welche weiteren Kriterien spielen für Personalchefs bei der Beurteilung von Studienabschlüssen eine wichtige Rolle? Worauf sollten Studenten bei der Wahl eines geeigneten Studiengangs achten? Neben dem Praxisbezug, ist auch die Akkreditierung der Studiengänge für über zwei Drittel der befragten Unternehmen entscheidend. Doch warum ist es wichtig, dass ein Studiengang akkreditiert ist? Die Akkreditierung ist im Hochschulbereich ein Werkzeug der Qualitätssicherung, also eine Art TÜV für Studiengänge und wird regelmäßig durchgeführt. Dabei prüfen externe Gutachter, ob das Studienprogramm die Standards erfüllt, also vor allem, ob das Studium auch in der vorgesehenen Zeit absolviert werden kann, die Module an Qualifikationszielen ausgerichtet sind und den Absolventen entsprechende Berufsfelder zur Verfügung stehen. Daher sollte man bei der Wahl eines Studiengangs auch stets auf seine Akkreditierung achten.

Wie wichtig ist die Internationalisierung des Studiums? Die internationale Vergleichbarkeit der Abschlüsse ist für 42 Prozent wichtig bis sehr wichtig. Mit Einführung des Bachelor-Master-Systems ist diese allerdings gegeben. Der internationale Bezug der Studieninhalte ist für knapp 40 Prozent wichtig, allerdings hängt dies sicherlich stark vom beruflichen Einsatzbereich und der Ausrichtung des Unternehmens ab. Da die befragten Unternehmen über eine Größe ab 150 Mitarbeitern verfügen, ist die Wahrscheinlichkeit relativ hoch, dass sie auch im internationalen Umfeld agieren.

Ein hoher Bekanntheitsgrad der Uni/FH, sowie die internationale Vernetzung mit ausländischen Hochschulen sind nur noch für 20-30 Prozent der Personalchefs wichtig. Viel entscheidender ist, dass der Absolvent mit seinem Studienabschluss sowohl fachliche, als auch persönliche Qualitäten mitbringt, die das Unternehmen voranbringen. Denn darauf kommt es einem Arbeitgeber letztendlich an. Ob der Abschluss per Fern- oder Präsenzstudium, bzw. mit oder ohne Erststudium erreicht wurde, ist nebensächlich. Wer bei der Studienwahl auf Akkreditierung und Praxisbezug achtet und neben fachlicher, auch mit sozialer Kompetenz und persönlichem Engagement überzeugen kann, hat gute Chancen, beim Arbeitgeber zu punkten und die eigene Karriere voranzubringen.

Quelle: forsa-Studie 2012 (PDF)

Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

5 Kommentare zu "forsa-Studie 2012: Hoher Praxisbezug wesentliches Bewertungskriterium bei Studienabschlüssen"

  1. Wenn man einen guten Job hat, und das Fernstudium dazu passt, wird glaube ich kein Chef was dagegen haben (solange die Lernbelastung nicht zu hoch ist).

    Wenn man allerdings einen neuen Job sucht, ist ein Fernstudium schwierig bzw komplizierter. Denn wenn man sich entscheiden muss, würden viele doch lieber erstmal den nehmen, der nicht noch 20 Stunden in der Woche fürs Studium lernen muss. Hierbei muss man als Student ganz klar schon in der Bewerbungsmappe erste Zweifel des Personalchefs aus dem Weg räumen, um dann im Bewerbungsgespräch mit den Vorteilen eines Fernstudiums zu Punkten. Denn viele Chefs sehen es kritisch an, da Sie von der Materie / Lernbelastung nicht so viel Ahnung haben.

  2. Hey lomomo,

    vielen Dank für deine Sicht der Dinge! Ehrlichkeit ist auf jeden Fall der richtige Weg. Wenn man sich für ein Fernstudium entschieden hat, sollte man auch vor dem aktuellen oder zukünftigen Arbeitgeber zu seiner Entscheidung stehen. Aber du hast Recht, dass es gerade in Bewerbungsgesprächen eine kleine Hürde sein kann, die man aber mit einer guten Vorbereitung und den richtigen Argumenten auch gut überwinden kann.

    Im Prinzip kann es dem Chef nämlich egal sein, ob man in der Freizeit lernt, Sport treibt oder vor dem Fernseher abhängt. Arbeit ist Arbeit, Freizeit ist Freizeit. Solange man im Job alles gibt, kann und sollte ein nebenberufliches Fernstudium keine Probleme bedeuten.

    Viele Grüße,

    Alicia

  3. An dir ist eine Bücherautorin oder Journalisten verloren gegangen, hast ne gute Schreibe – ist mir beim lesen aufgefallen.

  4. Hey Casca! Vielen Dank für das Kompliment, das freut mich total! 😀

  5. Habe mit dem Fernstudium eigentlich nur positive Erfahrungen bisher gemacht… Insbesondere bleibt man eben nach wie vor im Berufsleben – die Praxiserfahrung kommt daher nicht zu kurz… Sicherlich sind „Selbst- und Zeitmanagement“ (vgl. auch Untersuchung/Analyse unter http://www.hausarbeiten.de/faecher/vorschau/188555.html) im Fernstudium nicht ganz unerheblich – aber generell würde ich jeder Zeit wieder ein Fernstudium in Angriff nehmen.

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