Am 1. Juni 2012 beginnt an der Fernuni Hagen die Einschreibphase für das Wintersemester 2012/2013 und trotz der warmen Temperaturen, bei denen man am liebsten am Strand wäre, statt zu lernen, spielen viele Studieninteressenten mit dem Gedanken, ein Fernstudium aufzunehmen. Schließlich ist es bis zum Studienstart im Oktober noch ein bisschen hin, sodass man den Sommer noch ausgiebig genießen kann, bevor es ans Eingemachte geht.
Ein Fernstudium ist gerade bei Berufstätigen oder zeitlich eingeschränkten Personen sehr beliebt, da man zeitlich und örtlich unabhängig ist und das Studium so äußerst flexibel gestalten kann. Die Vorteile eines Fernstudiums liegen auf der Hand: Keine langen Fahrtwege zur Uni, keine festen Vorlesungszeiten, an die man sich halten muss und keine finanzielle Einschränkungen, weil man den Job aufgeben oder kürzer treten müsste. Das hört sich doch alles super an.
Und in der Tat hegen zahlreiche Berufstätige den Wunsch, in ihre berufliche Zukunft zu investieren, sich weiterzubilden und die grauen Zellen nochmal zu fordern. Die Möglichkeit, „einfach nebenbei“ einen akademischen Abschluss zu erlangen, ist verlockend, zumal die meisten Fernstudenten sich ein Präsenzstudium aufgrund des Jobs, Familie oder anderen Verpflichtungen zeitlich oder finanziell nicht leisten (mehr) leisten können.
Schaut man sich den Altersschwerpunkt der Fernstudenten an der Fernuni Hagen an, so stellt man schnell fest, dass die Studierenden zwischen 29 und 35 Jahre alt sind und bereits mitten im Leben stehen. 80 Prozent von ihnen sind berufstätig und 35 Prozent haben bereits ein Erststudium absolviert. Es geht somit in erster Linie um die berufliche Weiterbildung, die für anspruchsvollere (Führungs-)Aufgaben im Beruf qualifiziert.
Auch für mich war die berufliche Weiterbildung der ausschlaggebende Punkt, weshalb ich mich im Oktober 2010 dazu entschieden habe, ein Wiwi-Fernstudium an der Fernuni Hage aufzunehmen. Zwar hatte ich bereits ein Erststudium hinter mir, doch irgendwie wollte ich mich neben meinem damaligen Job noch weiterqualifizieren. Ein Fernstudium kam damals gerade recht, da ein zweites Präsenzstudium für mich damals nicht in Frage kam. Zwar habe ich mich nach 18 Monaten Fernstudium aus inhaltlichen und zeitlichen Gründen dazu entschieden, das Studium abzubrechen, doch halte ich die Lernform Fernstudium nach wie vor für eine gute und sinnvolle Alternative zum klassischen Präsenzstudium.
Allerdings ist ein Fernstudium kein Ponyhof und daher nicht „einfach so nebenbei“ zu schaffen. Zum Studienbeginn ist die Motivation noch da, doch die Anfangseuphorie verfliegt schnell, wenn zum Arbeitsalltag dann noch der Lernstress dazukommt. Um sich trotzdem immer wieder neu zu motivieren, und den Willen weiterzumachen und Erfolge zu verzeichnen aufrecht zu erhalten, kommt es auf viele verschiedene Faktoren an.
Wichtige Faktoren für ein erfolgreiches Fernstudium
Ein Fernstudium ist nicht mit einem Präsenzstudium vergleichbar und erfordert einem selbst deutlich mehr ab. Faktoren, wie der richtige Motivationshintergrund, Zeit- und Selbstmanagement, sowie der Rückhalt von Familie und Arbeitgeber nehmen während eines Fernstudiums einen wesentlich höheren Stellenwert ein. Auch eine solide Finanzierung, sowie ausreichend freie zeitlichen Kapazitäten sind wichtige Standbeine eines erfolgreichen Fernstudiums.
Bei einem nebenberuflichen Studium, welches ohnehin schon stressig und manchmal auch nervenaufreibend genug ist, kommt es noch stärker auf scheinbar kleine oder unwichtige Faktoren an. Während meines Präsenzstudiums habe ich mir auch nicht großartig Gedanken über die Studienorganisation oder den genauen Grund für ausgerechnet diesen Studiengang gemacht. Während meines Fernstudiums spielten sie auf einmal eine entscheidende Rolle.
Gerade, wenn man bereits einen Studienabschluss in der Tasche hat und vor Beginn des Fernstudiums nicht alle Punkte sorgfältig abwägt, ist die Gefahr eines Studienabbruchs groß. Dabei verliert man nicht nur wertvolle Zeit, sondern womöglich auch viel Geld. In meinem Fall hielten sich die finanziellen Ausgaben für mein Fernstudium zwar in Grenzen, da die Studiengebühren an der Fernuni Hagen im Vergleich sehr günstig sind und ich nur zwei Module belegt habe. Allerdings sieht das bei privaten Fernstudien-Anbietern schon ganz anders aus. Hier muss man mit Gesamtkosten von 10.000 – 15.000 Euro rechnen, was einer monatlichen Belastung von 300 – 500 Euro entspricht. Auch wenn Lernen nie vergeudete Zeit ist, so kann ein Studienabbruch bei solch hohen finanziellen Ausgaben eine schmerzhafte Erfahrung werden.
In Anbetracht der zeitlichen und finanziellen Opfer, die man für ein Fernstudium aufbringt, sollte man sich die Entscheidung nicht leicht machen. Es sind nicht nur die äußere Faktoren, wie genug Zeit, eine solide Finanzierung und Unterstützung, auf die es ankommt. Bei einem Fernstudium ist man so gut wie immer auf sich alleine gestellt. Es gibt weder vorgesetzte Lernpläne, noch Kommilitonen, die einen täglich mitziehen oder Professoren, Dozenten etc., die man bei Rückfragen direkt ansprechen kann. Die Anforderungen an die eigene Person sind bei einem Fernstudium wesentlich höher, als bei einem Präsenzstudium.
Artikelreihe: Ist ein Fernstudium das Richtige für mich?
Nicht jeder ist der geborene Fernstudent. Einige finden es – wie ich – erst nach ein paar Monaten heraus. Besser ist es, sich vorher Gedanken über mögliche Hürden und Stolpersteine zu machen und die Entscheidung für oder gegen ein Fernstudium sorgfältig abzuwägen.
Auf fünf solcher wichtiger Faktoren möchte ich in dieser Artikelreihe „Checkliste: Ist ein Fernstudium das Richtige für mich?“ eingehen. Die Checkliste umfasst folgende Fragen, mit denen sich jeder angehende Fernstudent intensiv auseinandersetzen sollte:
- Welches Ziel verfolge ich mit dem Fernstudium?
- Wie finanziere ich mein Fernstudium?
- Habe ich überhaupt die Zeit für ein Fernstudium?
- Kann ich während des Fernstudiums mit Unterstützung rechnen?
- Bringe ich die erforderlichen Soft Skills für ein Fernstudium mit?
Jeder dieser Faktoren kann zum Stolperstein werden und letztendlich zum Abbruch des Fernstudiums führen. Ohne klares Ziel vor Augen, wird es schwer, über eine mehrjährige Studienzeit die Motivation aufrecht zu erhalten. Die Frage „Warum mache ich das eigentlich?“ sollte man daher schon beantworten können. Die Finanzierung eines Fernstudiums ist gerade bei privaten Anbietern ein wichtiges Thema. Bei Gesamtkosten im fünfstelligen Bereich und einer monatlichen Belastung von mehreren Hundert Euro gilt es zu überprüfen, ob man sich ein Fernstudium während der gesamten Studienzeit überhaupt leisten und ob die Möglichkeit für Zuschüsse (vom Arbeitgeber, Bafög etc.) besteht.
Einer der wichtigsten Faktoren für ein erfolgreiches Fernstudium ist, dass man genügend Zeit zum Lernen hat. Die größte Motivation und die solideste Finanzierung bringen nichts, wenn man einfach keine Zeit zum Studieren hat. Dies gilt sowohl für ein Fernstudium in Vollzeit, als auch für ein Teilzeitstudium, welches schließlich auch mit etwa 20 Stunden pro Woche zu Buche schlägt.
Um neben Beruf, Familie, Hobbys etc. freie Zeitkapazitäten zu schaffen, ist Unterstützung wichtig. Ob von der Familie, von Freunden, dem Partner oder dem Arbeitgeber – Je mehr Rückhalt und Unterstützung man von Personen seines täglichen Umfelds bekommt, umso leichter wird es, das Fernstudium in den Familien- und Arbeitsalltag zu integrieren.
Doch letztendlich hängt ein Großteil des Erfolgs von einem selbst ab. Bin ich in der Lage, ein Fernstudium eigenständig zu organisieren? Wie sieht es mit meinem Zeit- und Selbstmanagement aus? Kann ich mich trotz Niederschlägen gut selbst motivieren? Ohne die nötige Eigenverantwortung und Disziplin wird man ein mehrjähriges Fernstudium samt all der Opfer nicht durchhalten. Daher werden wir uns im abschließenden Teil der Artikelreihe mit den erforderlichen Soft Skills beschäftigen, die man als Fernstudent mitbringen sollte.
Doch zunächst möchte ich im ersten Teil intensiver auf die Frage „Welches Ziel verfolge ich mit dem Fernstudium?“ eingehen, da die Antwort entscheidend für die richtige Studienwahl, sowie die Motivation während des Fernstudiums ist. Auch wird in diesem Artikel geklärt, inwiefern man bei der Wahl Studiengangs, bzw. der Fernhochschule Kompromisse eingehen sollte.
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