7 Fragen zum Fernstudium

Gestern habe ich mich sehr über eine Mail von einem Studieninteressenten gefreut, der auch überlegt, ein Fernstudium an der Fernuni Hagen zu absolvieren. Er hat mir einige Fragen gestellt, die vielleicht auch für andere Fernstudium Interessierte interessant wären. Daher möchte ich einige Fragen gerne in diesem Artikel beantworten:

1. Für welches Studium hast Du dich eingeschrieben?

Ich habe mich für den Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaft in Teilzeit eingeschrieben.

Ich arbeite nebenbei Vollzeit und habe mich im Dezember auch noch nebenberuflich selbstständig gemacht. Zudem mache ich viel Sport, auf den ich nicht verzichten möchte und zum Ausgleich brauche. Daher habe ich mich für das Teilzeitstudium entscheiden.

Ein Fernstudium in Vollzeit ist nur dann machbar, wenn man den ganzen Tag Zeit hat. Der Aufwand eines Vollzeitstudium entspricht in etwa dem eines Präsenzstudiums. Selbst wenn man nebenbei „nur“ einen Teilzeitjob ausübt, ist ein Vollzeitstudium grenzwertig. Ich würde daher allen, die nebenbei arbeiten oder für andere Dinge, wie Hobbys, Familie etc. Zeit aufwenden, ein Teilzeitstudium zu wählen.

2. Wie empfindest Du den Zeitaufwand?

Das Gute an der Fernuni ist, dass man den Zeitaufwand seinen persönlichen Verhältnissen anpassen kann. Normalerweise schreibt man im Teilzeitstudium zwei Prüfungen, eine Prüfung je Modul. Aus Zeitgründen schreibe ich diesmal nur eine Prüfung mit, da ich das sonst nicht geschafft hätte.

Es ist ziemlich viel Lernstoff. Ich habe pro Modul (besteht aus i.d.R. zwei Kursen) ca. 3-4 mitteldicke Studienhefte. Die muss man erstmal verstehen und sich die wichtigsten Dinge auch noch eingeprägt haben. Ich habe im ersten Semester neben „Einführung in die Wirtschaftswissenschaft“ auch „Grundlagen der Wirtschaftsmathematik und Statistik“ belegt. Bei Wirtschaftsmathe bin ich an meine Grenzen gestoßen, da man die Grundlagen zu Lineare Algebra und Statistik sicher beherrschen muss. Ich habe da noch einiges aufzuholen, da Mathe bei mir bereits ein paar Jährchen her ist… daher belege ich dieses Modul im nächsten Semester nochmal (als Wiederholer).

3. Wie ist der Ablauf des Fernstudiums?

Zuerst entscheidet man sich für die Module, die man im Semester belegen möchte. Die Fernuni gibt in ihrem Ablaufplan zwar Vorschläge dazu (siehe Studienplan im Teilzeitstudium), aber man kann unter den 10 A-Modulen (Pflichtmodule) auch frei wählen. Wie gesagt, bei Wirtschaftsmathe würde ich mir vorher noch die Grundlagen anschauen, sonst hält das zu lange auf.

Hat man die gewünschten Module gewählt, erhält man das erste Studienmaterial per Post. Ich habe z.B. alles auf einmal bekommen, bei einigen Modulen und Studiengängen wird es aber auch im 14-Tage-Rythmus verschickt.

Dann fängt man an, die Studienhefte zu lesen und durchzuarbeiten. Am Ende jedes Kapitels sind Übungsaufgaben mit Lösungen, anhand derer man sein Wissen nachprüfen kann. Der nächste Termin sind die Abgabetermine für die Einsendearbeiten. Diese bearbeitet man entweder schriftlich und schickt sie dann an die Fernuni oder direkt online über das Maschinelle Korrektursystem (kommt auf das Modul an).

Diese muss man zu 50% bestanden haben, um zur Prüfung zugelassen zu werden. Die EA kann man bequem zuhause bearbeiten, die Lösungen kann man aus den Studienheften entnehmen, googlen oder in Foren vergleichen.

4. Gibt es Präsenzveranstaltungen?

Es gibt einige freiwilige Präsenzveranstaltungen in den regionalen Studienzentren, z.B. eine Einführungsveranstaltung zum Fernstudium oder diverse Infoabende.

Ansonsten gibt es nur eine Pflichtveranstaltung, nämlich das Seminar zum Ende des Studiums. Teilnahmevoraussetzung am Seminar ist der erfolgreiche Abschluss aller A-Module. Die erfolgreiche Teilnahme am Seminar (mind. mit 4,0 bestanden) wiederum ist Voraussetzung für die Zuteilung einer Bachelorarbeit.

Im Vergleich zu privaten Fernhochschulen ist der Anzahl an Präsenzveranstaltungen also sehr gering. Private Anbieter haben deutliche mehr Präsenzveranstaltungen im Semester, so ca. sechs. Sie sagen zwar auch, dass sie wenig Präsenzveranstaltungen haben, für mich sind sechs Veranstaltungen aber schon ziemlich viel. Ich finde es besser, so viel wie möglich zuhause lernen zu können und nicht irgendwohin fahren zu müssen. Aber auch das ist Ansichtssache, andere finden vielleicht gerade viele Präsenzveranstaltungen während eines Fernstudiums gut.

5. Läuft alles über Einsendearbeiten?

Eigentlich schon. Die Einsendearbeiten und Prüfungen sind das A und O des Fernstudiums. Es sind gleichzeitig auch die wichtigsten Termine eines Fernstudenten. Hausarbeiten, andere Seminare, Referate oder Gruppenarbeiten gibt es ansonsten nicht, man lernt zuhause seine Studienhefte, bearbeitet dann die Einsendearbeiten und geht abschließend zur Prüfung.

6. Wo und wie werden Klausuren bzw. Prüfungen geschrieben?

Für alle Pflichtmodule  (A-Module) des Bachelorstudiums sind als Klausurorte Berlin oder Potsdam, Bochum oder Dortmund, Bonn oder Köln, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Karlsruhe, München oder Nürnberg, Linz a. d. Donau (Österreich) und Pfäffikon/Rapperswil (Schweiz) vorgesehen.

Als Klausurorte für die B- und C-Module sind Berlin oder Potsdam, Düsseldorf und Süddeutschland (München, Nürnberg, Stuttgart oder eine andere Stadt) vorgesehen.

Über die genauen Klausurorte, sowie Zeiten wird man rechtzeitig informiert und findet diese auch in den Heften mit den Prüfungsinformationen, die man als Fernstudent regelmäßig erhält.

Meine erste Prüfung zum Modul „Einführung in die Wirtschaftswissenschaft“ findet am 22. März im Universitätsklinikum Hamburg statt. Ich nehme mal an, dass die Prüfungssituation genauso sein wird, wie man es von Klausuren kennt: Vorne sitzt ein Aufpasser und guckt regelmäßig hoch oder geht rum, ob man nicht abguckt oder spickt ;).

7. Wie ist insgesamt deine Beurteilung über deinen Studiengang?

Ich studiere jetzt zwar erst seit knapp vier Monaten, aber meine Beurteilung über den Studiengang Wirtschaftswissenschaft ist bisher sehr gut. Natürlich ist es nicht einfach und ich hatte auch so meine Schwierigkeiten, wie z.B. mit Wirtschaftsmathe. Aber zusammenfassend kann ich sagen, dass das Studienmaterial gut aufbereitet und das Fernstudium anspruchsvoll ist. Es ist eben eine Herausforderung, der man sich stellt, wenn man sich für ein Fernstudium an der Fernuni Hagen entscheidet.

Wenn es einfach wäre, wäre es auch keine Herausforderung. Besonders positiv bewerte ich die hohe Flexibilität, denn ich kann das Lernpensum perfekt auf meine Bedürfnisse zuschneiden und könnte zur Not auch gar keine Prüfung schreiben oder gleich vier Module belegen, je nachdem, was im Rahmen meiner Möglichkeiten liegt.

Fazit

Ich kann das Fernstudium in Hagen insgesamt nur empfehlen. Man sollte es jedoch nicht auf die leichte Schulter nehmen und sich darauf einstellen, die eigenen Ansprüche u.U. auch etwas zurückschrauben zu müssen. Es muss viel gelernt werden und man ist zum Großteil auf sich alleine gestellt.

So durchlebt man Höhen und Tiefen, die jedoch dazugehören. Mir persönlich hat es geholfen, einen Gang zurückzuschrauben und mich darauf zu besinnen, wofür ich das Studium eigentlich mache. Meine Ansprüche an mich selber konnte ich nicht lange halten und gestalte das Fernstudium daher in dem Rahmen, der mir möglich ist.

Seitdem bin ich entspannter. Sich selbst unter Druck zu setzen oder von anderen setzen zu lassen frustriert nur. Man muss am Ball bleiben und sich immer wieder neu motivieren, aber auch für den notwendigen Ausgleich sorgen. Dann wird man auch Spaß am Lernen haben und das Fernstudium als Chance und nicht als Belastung sehen ;).

Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

2 Kommentare zu "7 Fragen zum Fernstudium"

  1. Hallo Alicia,

    ich finde Deine Seite wirklich super! Es ist doch gut zu wissen, dass man mit seinen Sorgen und Problemchen – gerade am Anfang des Studiums – nicht ganz allein ist 🙂
    Da ich per flexiblem Studieneinstieg erst seit Anfang Dezember dabei bin, finde ich Deine Tipps allesamt sehr hilfreich! Danke dafür und viel Erfolg weiterhin 🙂

    Aloha aus München
    Liebe Grüße Bibi

    PS: Weißt du oder evtl. jemand anders, ob man die Unterlagen auch in digitaler Form erhalten kann?

  2. Hey Bibi,

    vielen Dank für deinen Kommentar und das Kompliment :D.

    Den Großteil des Studienmaterials der Fernuni, vor allem die Studienhefte, erhält man in schriftlicher Form. Einsendeaufgaben und Musterlösungen erhält man überwiegend in digitaler Form in der Virtuellen Universität. Die kann man sich dort auch als PDF holen.

    Ich habe im ersten Semester auch die Hefte für (ich glaub es war VWL) zusätzlich noch als PDF auf einer extra CD erhalten, sodass man auch direkt vom PC lernen kann.

    Aber das ist nicht bei allen Kursen der Fall. Ob man die Studienhefte anderer Kurse auch noch zusätzlich in digitaler Form anfordern kann, weiß ich nicht 100%ig, ich gehe aber mal nicht davon aus.

    Hierbei hängt es aber auch vom Studiengang ab. Ich habe gehört, dass es z.B. im Psychologiestudiengang fast alle Studienunterlagen auch als PDF gibt, teilweise sogar mit eingebundenen Videos (z.B. bei Statistik). Ein Großteil der Pflichtliteratur soll ebenfalls als PDF zur Verfügung gestellt werden und um Online-Vorlesungen als Video oder MP3 etc.
    Hier wird das E-Learning also voll ausgereizt, in meinem Studiengang Wirtschaftswissenschaften sieht es nicht ganz so Web 2.0-mäßig aus, aber mich stört das auch nicht großartig. Ich unterstreiche gerne etwas in den Heften und freue mich, wenn sie abgenutzt aussehen 😉 (gibt einem wenigstens das Gefühl, etwas gelernt zu haben).

    Aber ich kann schon verstehen, dass es mühsam ist, die Sachen immer mitzuschleppen. Die Fernuni versucht natürlich, auch Studenten zu berücksichtigen, die mit dem Thema Internet evtl. noch nicht ganz so fit sind und auf die herkömmliche Weise lernen. Aber sich intensiver mit dem Thema E-Learning zu beschäftigen (auch im Wiwi-Studiengang) bleibt auf lange Frist nicht aus, da ein Berg voller Studienhefte auch keine wirklich tolle Lösung (für alle Studenten) ist.

    Viele wären sicherlich auch bereit, etwas mehr für die Studienhefte zu bezahlen, wenn diese zusätzlich in digitaler Form zu Verfügung stehen würden. Wäre für die Fernuni auch mal eine Überlegung wert…

    Viele Grüße nach München,

    Alicia

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