Umfrage: Soll die Fernuni Hagen Deutschlands erste Bundesuniversität werden?

Diese Woche wurde kräftig über die Meldung debattiert, dass die Fernuni Hagen Deutschlands erste Bundesuniversität werden soll. Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bildungsministerin Schavan (CDU), sowie das Land NRW sind dafür. Und auch sonst ertönte für den Vorschlag, die Fernuni Hagen zur ersten Bundesuni zu machen, von allen Seiten viel Beifall.

Doch Bundesbildungsministerin Schavan dementierte gestern noch die „Übernahme“ der Fernuni durch den Bund:

„Berichte, wonach der Bund plant, die Fernuniversität Hagen als Bundesuniversität zu übernehmen, sind falsch. Auch zu einer Finanzierung der Fernuniversität Hagen durch den Bund gibt es weder Verhandlungen noch Pläne.“

Damit handelte es sich lediglich um Spekulationen, eine offizielle Absichtserklärung der Bundesregierung zur Übernahme der Fernuniversität Hagen durch den Bund gibt es nämlich nicht.

Jedoch werden die Anzeichen stärker, dass der Bund sich für eine Teilfinanzierung der Fernuni interessiere. Dirk Borhart, Sprecher der NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze (SPD) sagte dazu bereits, dass es erste Gespräche über eine finanzielle Beteiligung des Bundes an der Fernuniversität Hagen zwischen Frau Schulze und Frau Schavan gäbe.

Auch Prof. Helmut Hoyer, der Rektor der Fernuniversität Hagen gab an, dass seit langem überlegt wird, ob der Bund sich an der Fernuni beteiligen soll und auch jetzt werde über eine Kofinanzierung des Bundes geredet.

Das Jahresetat der Fernuni Hagen beträgt etwa 80 Mio. €, von denen das Land NRW 56 Mio. € trägt. Die übrigen 17 Mio. € werden direkt von den Fernstudenten in Form der „Materialbezugsgebühren“ oder aus Drittmitteln finanziert. Damit wurde die Fernuni Hagen bisher fast ausschließlich durch das Land NRW finanziert. Das Land NRW schlägt vor, der Bund soll sich zur die Hälfte am Landeszuschuss beteiligen.

Denn das Wachstum der mit mehr als 74.000 Studierenden bundesweit größten Hochschule macht die Fernuni als Einrichtung attraktiv, einzigartig und leistungsstark. Ihr Studienangebot in den Fakultäten Kultur- und Sozialwissenschaften, Mathematik und Informatik, Recht sowie Wirtschaftswissenschaften bietet deutschlandweit die Möglichkeit, ein Studium aufzunehmen, dass vor allem für Berufstätige ideal geeignet ist.

Und gerade weil das Interesse am Fernstudienangebot der Fernuni Hagen stetig wächst, ist das Land Nordrhein-Westphalen jetzt an seinen finanziellen Grenzen angelangt. Auch hinter der Prämisse, dass die Nachfrage nach Studienplätzen stetig steigt und die Wehrpflicht jetzt ausgesetzt wird, ist Handlungsbedarf gefordert, um den vielen Studieninteressierten Planungssicherheit zu gewähren.

Zwar war das Thema, Hagen aus Bundesmitteln zu finanzieren, auch schon Mitte der neunziger Jahre auf dem Tisch (damals hatte die Bundesregierung ein ernstes Interesse an der Finanzierung der Fernuniversität geäußert), doch NRW hatte damals abgelehnt.

Doch in der Zwischenzeit hat sich viel getan, sodass das Land es jetzt sehr begrüßen würde, wenn der Bund an dieser Stelle unterstützend tätig werden würde und mehr Engagement für Hochschulen und Studierende zeigt. Schließlich ist die Fernuni Hagen bundesweit tätig und genauso profitieren bundesweit nicht nur Studenten, sondern auch Wirtschaft und Gesellschaft vom Studienangebot der Fernuni. Damit rechtfertigte die Fernuni ihren Sonderstatus, denn eigentlich darf der Bund ganze Universitäten nicht fördern, sondern nur „Vorhaben“ an Hochschulen. Da zwischen den Hochschulen ein Exzellenzwettbewerb bestehe, müsse man ausschließen können, dass es sich bei einer Finanzierung durch den Bund hier nicht doch um eine unerlaubte „institutionelle Förderung“ handele.

Ulrich Battis, Professor an der Humboldt-Universität und selbst von 1984 bis 1993 Rektor der Fernuniversität wurde von der Regierung bereits mit einem Gutachten beauftragt um zu klären, ob die Verfassung die Bundesfinanzierung der Hochschule erlaube.

Auf einem „Hochschultag“ in Hagen im November ist er in einem Vortrag zu diesem Thema bereits zu dem Schluss gekommen, dass die Möglichkeit für den Bund trotz verfassungsrechtlicher Bedenken bestehe. Battis erklärte:

„Wo ein Wille ist, ist auch ein politischer Weg.“

Und mit der Meinung steht er nicht alleine da. Bei ihrem ersten Besuch an der Fernuni Hagen Ende April 2010 hatte Schavan erklärt, die Uni passe „hervorragend in das Bildungskonzept der Bundesregierung“. Genauso sieht es auch Rektor Hoyer, denn der Bund nehme die schwierige Lage der Uni auch wahr und Hoyer sehe Problembewusstsein und guten Willen von allen Seiten. Jetzt hofft er, dass es im Laufe des Jahres doch noch eine Lösung gibt.

Mit Widerstand auf Länderseite ist nicht zu rechnen, da die Fernuni außer Konkurrenz zu den Landeshochschulen laufe. Schließlich haben bereits 80 Prozent der Studenten an der Fernuni einen Hochschulabschluss. Außerdem leben 70 Prozent der Fernstudenten nicht in NRW, und zahlen ihre Steuern in anderen Bundesländern.

Ulla Burchardt (SPD), die Mitglied im „parlamentarischen Beirat Fernuniversität“ ist, der sich im Dezember 2010 im Bundestag konstituiert hat sagte:

„Die Landesregierung hat meines Wissens bei der Kanzlerin eine Beteiligung des Bundes an der Finanzierung der Fernuniversität angeregt“.

Der Beirat hat es sich zum Ziel gemacht, die Finanzierung der Fernuni Hagen „auf eine breitere Basis zu stellen“. Zudem soll er Bundestag und Bundesregierung „für das spezifische Potenzial der Fernuniversität sensibilisieren“ und Ansprechpartner in allen Fragen zur Fernuni sein.

Denn nach Ulla Burchard brauche die Fernuni Hagen eine institutionelle Förderung durch den Bund, die nicht zeitlich befristet ist. Eventuell ist hierzu eine Änderung der Verfassung notwendig, über die Bund und Länder dann ja in der in diesem Jahr noch anstehenden Diskussion über das Kooperationsverbot diskutieren. Doch zeitlich befristet könnte der Bund auch ab sofort in die Finanzierung der Fernuni einsteigen, nämlich über eine Bund-Länder-Vereinbarung analog zum Hochschulpakt. Burchard fordert jetzt:

„Ministerin Schavan soll jetzt Nägel mit Köpfen machen“
„Beifall von allen Seiten ist garantiert.“

Hagener Bundestagsabgeordneter René Röspel, der auch Initiator und Vorsitzender des Beirats ist, erklärte gemäß einem Bericht von „Radio Hagen“, dass die Fernuni Hagen alle nötigen Voraussetzung erfülle, zur ersten Bundesuniversität erkoren zu werden.

Derselben Meinung ist auch SPD-Bildungsexperte Swen Schulz, der ebenfalls Mitglied im parlamentarischen Beirat ist. Er hält es durchaus für sinnvoll, Hagen zur Bundesuniversität zu machen.

Die Hochschulleitung der Fernuni Hagen nahm zur möglichen Finanzierung der Hochschule über die Grenzen des Landes Nordrhein-Westfalen hinaus, bereits Stellung:

„Wir freuen uns, dass die Politik auf unsere schwierige finanzielle Lage aufmerksam geworden ist und endlich unsere besondere Rolle in der bundesrepublikanischen Hochschullandschaft anerkennt.“

Die Sterne stehen somit gut und es bleibt abzuwarten, wie die Debatte um die Finanzierung der Fernuni letztendlich ausgeht.

Was meint ihr?

Soll die Fernuni Hagen Deutschland erste Bundesuniversität werden?

Jetzt abstimmen!


Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

1 Kommentar zu "Umfrage: Soll die Fernuni Hagen Deutschlands erste Bundesuniversität werden?"

  1. Ist halt so ein Problem mit den Länderhoheit im Bildungsbereich!
    Aber es gibt auch Bundesuniversitäten z.b die Bundeswehrhochschulen in Hamburg und München.
    Eine finanzielle Beteilligung durch den Bund wäre also auf jedenfall nicht schlecht!

Hinterlasse einen Kommentar

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*