Fernstudium und Selbstständigkeit: Prioritäten setzen!

Prioritäten setzen!

Ich habe in meinem letzten Artikel zum Thema „Mehr Selbstmotivation im Fernstudium“ (Tipp 7: Sei stolz auf dich!) bereits angeschnitten, dass es bei einem Fernstudium mehr Ziele geben kann und gewiss auch gibt, als zügig alle Prüfungen abzuarbeiten und möglichst schnell den Abschluss zu erreichen. Es wäre schön, wenn es jedem Fernstudenten gelingen würde, die theoretisch aufgestellten Lernziele auch in der Realität umzusetzen, nur sieht es damit in der Praxis nicht mehr ganz so rosig aus, wie man es sich ursprünglich ausgemalt hat.

Die Ursachen dafür sind vielfältig. Meistens scheitert die praktische Umsetzung aber an unrealistischen Vorstellungen und Zielen. Viele Fernstudenten wissen gar nicht, was auf sie zukommt, bzw. was es tatsächlich bedeutet, ein Fernstudium in Voll- oder Teilzeit zu absolvieren. Und auch der Austausch mit anderen Studenten oder das Lesen von Erfahrungsberichten verhilft nur selten zu einer realistischeren Einschätzung der eigenen Möglichkeiten. Man selbst würde es schon schaffen!

Mir ging es da vor Beginn meines Fernstudiums nicht anders. Anfang glaubte ich noch, neben meinem damaligen Vollzeitjob ein Vollzeitstudium packen zu können. Das wären ja „nur“ drei Module. Dass drei Module aber auch einen wöchentlichen Lernaufwand von 40 Stunden erfordern, habe ich verdrängt. Ein kurzer, klärender Anruf bei der Fernuni hat mich dann aber wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt. Schließlich habe ich mich dann doch für ein Teilzeitstudium mit „nur“ zwei Modulen pro Semester entschieden. Nur müsste man selbst für zwei Module ca. 20 Stunden pro Woche aufwenden. Das entspricht etwa 2,5 Arbeitstagen.

Wenn man den hohen Lernaufwand betrachtet, wird es für die Mehrheit aller Fernstudenten unmöglich sein, das Fernstudium in der Regelstudienzeit abzuschließen. Es sei denn, man konzentriert sich ausschließlich auf das Fernstudium und richtet seinen Alltag danach aus. Denn aus der Priorität des Fernstudiums folgen dann auch die dafür notwendigen Kapazitäten und Ressourcen.

Prioritäten setzen

Prioritäten setzen!

Welche Priorität hat das Fernstudium für mich? Und welchen Dingen ordne ich eine höhere, bzw. geringere Priorität zu?

Prioritäten sind entscheidend, um sich auf das Wesentliche zu konzentrieren und sich nicht ablenken zu lassen. Ein gutes Zeit- und Selbstmanagement ist nur dann möglich, wenn man sich auf die wichtigen Prioritäten konzentriert und sein Handeln nach diesen Prioritäten ausrichtet. Ansonsten wird man sich schnell von kurzfristigen unmittelbaren Ereignissen des Alltags überrollen lassen und im schlimmsten Fall gar nichts mehr hinbekommen.

Wenn man sich für ein Fernstudium entschieden hat, muss man daher vorher klarstellen, welche Ziele man mit dem Fernstudium verfolgt und welche anderen Dinge im Leben wichtig oder wichtiger sind. Ich habe mich im vergangenen Jahr für ein Fernstudium entschieden, um mich zum Einen persönlich weiterzubilden, zum Anderen aber auch, um meine Karrierechancen zu verbessern. Damals war ich noch als Angestellte tätig und wollte mir mit dem Zweitstudium beruflich mehr Möglichkeiten eröffnen. Mein ursprüngliches Ziel war es, einen Masterabschluss in Wiwi zu machen, nur war dies an der Fernuni Hagen aufgrund der Inhalte meines Erststudiums (Wirtschaftspsychologie) nicht möglich. Daher habe ich mich für den Bachelor-Studiengang entschieden, konnte ja nicht schaden…

Zudem hatte ich damals relativ feste Arbeitszeiten und konnte mir die Zeit zum Lernen gut aufteilen. Denn die Abende, sowie die Wochenenden waren frei. Und selbst in dieser Situation war es sehr schwer, einen Lernrythmus zu finden und meinen persönlichen Zeitplan einzuhalten.

Mittlerweile  hat sich aus der nebenberuflichen Selbstständigkeit mit meinem Mann eine hauptberufliche Selbstständigkeit entwickelt. Das ging damals relativ flott und ich hätte damals selbst nicht gedacht, dass sich mein Alltag nur wenige Monate nach Beginn meines Fernstudiums von Grund auf verändert.

Mit der Selbstständigkeit haben sich nicht nur meine Lernziele, sondern vor allem auch meine zeitlichen Ressourcen verschoben. Obwohl ich der Meinung bin, dass ein Studienabschluss immer hilfreich und sinnvoll ist, so hat der Abschluss nicht mehr den hohen Stellenwert, den er zu Zeiten meiner Angestelltentätigkeit hatte. Mittlerweile habe ich meinen „Traumberuf“ gefunden, tue das, was mir Spaß macht und genieße trotz des hohen Arbeitspensums die selbstständige Arbeitsweise. Obwohl man als Selbstständiger unabhängig und frei in seiner Zeitplanung ist, so bedeutet Selbstständigkeit bekanntermaßen auch „selbst“ und „ständig“ zu arbeiten.

Gerade zu Beginn einer selbstständigen Tätigkeit muss viel Zeit und Elan investiert werden, um sich etwas Eigenes auszubauen. Anfangs habe ich noch versucht, das Fernstudium irgendwo in meinem Alltag „reinzuquetschen“. Aber egal, wie und wo ich es gewendet habe, eines stand fest: Entweder würde die Arbeit oder das Fernstudium darunter leiden. Wenn ich gelernt habe, hatte ich ein schlechtes Gewissen, dass ich die Zeit auch in die eigenen Projekte investieren könnte. Und andersherum war es genauso. Ich musste mich letztendlich entscheiden: Setze ich meine volle Power jetzt erstmal in die eigenen Projekte oder teile ich sie zwischen Selbstständigkeit und Fernstudium auf.

Ich habe mich für das Erste entschieden. Es ist nicht mehr so, wie damals, dass ich nach der Arbeit nach Hause komme und frei habe. Auch sind die Wochenenden nicht mehr Freizeit pur. Als Selbstständiger hat man keine 40-Stunden-Woche. Es gibt immer was zu tun und so investiert man seine (Frei)Zeit gerne in den Ausbau seiner Tätigkeit. Schließlich sieht man auch die Erfolge seiner eigenen Arbeit und das motiviert zu noch mehr Arbeit.

Doch auch der Ausgleich darf nicht fehlen.

Work-Life-Balance

Arbeit und Privatleben vermischen sich bei einer selbstständigen Tätigkeit schnell, vor allem wenn man mit seinem Mann zusammen im Home Office arbeitet. Umso wichtiger ist es, ein Gleichgewicht herzustellen. Diese lässt sich gemäß Wikipedia wie folgt definieren:

„[Eine] bestimmte Verteilung der eingesetzten Zeit, um eine subjektiv ausgewogene Priorisierung der Lebensbereiche zu erreichen, das heißt mit der Verteilung der Zeit auf beide Lebensbereiche zufrieden zu sein.“

Ich mag diese Definition, denn sie macht deutlich, worauf es letztendlich ankommt, nämlich sowohl im Arbeits-, als auch im Privatsleben zufrieden zu sein. Der Ausgleich zur Arbeit ist mir sehr wichtig, zumal die Selbstständigkeit eine hohe Leistungfähigkeit erfordert und Motivation erfordert. Ich nehme mir daher täglich Zeit für mich und bin um Punkt 7 Uhr morgens beim Sport. Während meiner Zeit als Angestellte fehlte mir oft die Zeit zum Sport und ich genieße es jetzt, mit diese frei einteilen zu können. Der körperliche Ausgleich ist mir wichtig, um fit zu sein und neue Kräfte für den anstehenden Arbeitstag sammeln zu können.

Neben der Zeit für mich, ist mir auch die Zeit für meine Beziehung und Familie wichtig. Jede Person setzt beim Thema „Work-Life-Balance“ je nach Alter und Lebenssituation andere Schwerpunkte. Ob es, wie bei mir der Sport oder die Zeit mit dem Partner und der Familie ist oder aber eine berufliche Auszeit, soziales Engagement oder die Zeit für Kindererziehung oder die Pflege der Gesundheit – Jeder hat eine eigenen Auffassung von Glück.

In erster Linie geht es darum, die eigene Zeit sinnvoll und nützlich einzusetzen und ein dynamisches Gleichgewicht zwischen den Lebensbereichen herzustellen. Persönlichen Lebensumstände und äußeren Bedingungen sind einem ständigen Wandel unterworfen, sodass man dieses Gleichgewicht immer wieder neu herstellen muss.

Mit Beginn meiner Selbstständigkeit musste ich auch ein neues Gleichgewicht in meinem Leben herstellen und mein persönliches Rezept für Glück und Zufriedenheit finden.

Auch wenn ich anfangs noch dachte, Selbstständigkeit, Sport, Fernstudium, Partnerschaft und Familie irgendwie unter einen Hut zu bekommen, so wäre das Aufbringen des für das Studium erforderlichen Lernpensums unter den aktuellen Umständen absolut unrealistisch. Ich habe mir in den vergangenen Wochen immer wieder die Frage gestellt: Was willst du eigentlich? Was ist dein Ziel? Ganz klar: Glücklich und zufrieden zu sein.

Ich habe meine Work-Life-Balance gefunden. Die Selbstständigkeit hat bei mir oberste Priorität, da sie die eigene Existenz sichert. Ebenso wichtig ist es für mich, ausreichend Zeit für mich, meinen Partner und meine Familie zu investieren. Um mein Fernstudium in dem geplanten Pensum unter den aktuellen Umständen fortführen zu können, müsste ich an irgendeiner Stelle Abstriche machen. Und das kann und möchte ich nicht.

Ist ein Fernstudium neben der Selbstständigkeit unmöglich?

Nein. Es kommt immer darauf an, welche Prioritäten man vergibt und an welchen Stellen man Abstriche macht. Wenn die Selbstständigkeit läuft, man evtl. noch Angestellte hat und etwas mehr Zeit freischaufeln kann, ist ein Fernstudium sicherlich auch machbar. Aber in der Anfangs- bzw. Aufbauphase kann zumindest ich es mir nicht leisten, die Arbeit zugunsten des Fernstudiums herunterzufahren. Theoretisch könnte ich auch den Sport lassen und mein Privat- und Familienleben auf das Nötigste beschränken. Aber wäre ich dann zufriedener? Sicherlich nicht. Ausgleichs- und Erholungsphasen sind wichtig, um sich wieder ausgeruht, leistungsstark und konzentriert der Arbeit widmen zu können.

Es ist schon komisch, dass ich während meiner Zeit als Angestellte öfters Probleme hatte, Zeit für das Fernstudium freizuräumen und mich zum Lernen zu motivieren. Und auch wenn die Arbeit mit dem Partner im Home-Office viel Disziplin erfordert, so fällt es mir hierbei deutlich leichter, mich zu motivieren und mein tägliches Arbeitspensum zu erfüllen. Denn Motivation entspringt immer aus der inneren Überzeugung und den wahren Zielen, die man verfolgt. Wenn man für seine Träume und Ziele kämpft, wird man sich nicht so schnell von irgendwelchen Ereignissen runterziehen lassen, sondern immer weiter für sein Ziel kämpfen.

Ohne ausreichend Zeit und inneren Willen geht es nicht

Der Glaube an sich und die eigenen Fähigkeiten ist zwar eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg eines Fernstudiums, kann bei mangelnder Zeit jedoch auch leider keine „Berge versetzen“. Denn ohne ausreichende Zeit für das Fernstudium geht es nun mal nicht. Natürlich würde ich mich auch freuen, wenn ich neben der Selbstständigkeit und neben der Zeit für Partner und Familie mehr Zeit für das Fernstudium hätte, aber die ist zurzeit einfach nicht drin. Ausreichend Zeit ist eine Grundvoraussetzung für das Fernstudium.

Jeder, der mit dem Gedanken spielt, ein Fernstudium zu beginnen, sollte sich darüber bewusst sein, dass es wirklich sehr viel Zeit in Anspruch nimmt. Bei Berufstätigen oder Studenten mit Kindern muss das Fernstudium oftmals „nebenbei“ absolviert werden. Und auch wenn man sich 100% auf das Studium konzentrieren kann und nebenbei nicht arbeiten muss, so erfordert das selbstständige Studieren zu Hause viel inneren Willen und Disziplin, um es wirklich durchzuhalten. Denn auch wenn es wirklich viel Spaß macht und man das Studienfach schon immer studieren wollte, so fällt es oft sehr schwer, sich (nach der Arbeit) an die Studienunterlagen zu setzen und die wertvollen Wochenenden zu opfern.

Neben dem hohen Zeitaufwand ist ein weiterer wichtiger Faktor die Tatsache, dass ein Fernstudium absolut nicht mit der Schulzeit oder einem Studium an einer Uni oder FH vergleichbar ist. Man ist zum Großteil auf sich selbst gestellt und hat keine Möglickeit, Fragen und Unklarheiten in dem geweiligen Augenblick zu klären. Oftmals muss deshalb noch zusätzliche Zeit in Recherchen, Wiederholen von Grundlagenwissen und extra Übungen investiert werden.

Ein Fernstudium erfordert deutlich mehr Konzentration und Zeit, als ein Präsenzstudium. Ohne ausreichend Zeit zum Lernen, Wiederholen und Üben, kann man es nicht schaffen. Und auch wenn man die nötige Zeit aufbringen kann, so muss man 100% hinter dem Studium stehen und seine Studienziele fokussiert und hartnäckig verfolgen.

Keine Zeit für ein Fernstudium

Keine Zeit für ein Fernstudium

Ich verfolge seit einigen Wochen den Blog von Markus Jung und finde mich in einigen seiner Artikel sehr gut wieder. Er hat sich neben seiner Selbstständigkeit für ein Psychologie-Studium an der Fernuni Hagen eingeschrieben, macht aber von Vornherein deutlich, dass es ihm nicht in erster Linie um den Abschluss geht. Denn er hat genau das selbe Problem, wie ich, nämlich „Keine Zeit für ein Fernstudium„.

Obwohl es sein Traum wäre, nochmal ein komplettes akademisches Fernstudium zu machen, so stellt er gemäß dem Sprichwort „Träume sind Schäume“ fest, dass sie genauso schnell kommen, wie sie wieder verschwinden. Er hat der Realität ins Auge geblickt und diesen Prozess musste ich nach Beginn meiner Selbstständigkeit auch durchmachen. Man muss früher oder später einfach einsehen, dass man zu wenig Zeit für ein komplettes Fernstudium hat, um zeitnah zum Abschluss zu kommen.

Markus kann höchstens fünf Stunden pro Woche für das Fernstudium aufbringen, bei mir sieht es im Moment ähnlich aus. Für ein Modul müsste ich dementsprechend ein Jahr einplanen. Den Bachelor in der Regelstudienzeit zu erreichen wäre daher wirklich eine schöne Träumerei.

Aber: Wie eingangs erwähnt gibt es beim Fernstudium ja weitaus mehr Ziele, als möglichst schnell den Abschluss zu erreichen. Und auch hier finde ich mich in Markus´ Situation sehr gut wieder. Denn er hat auch bereits ein Studium absolviert und kann auf den Abschluss daher verzichten. Und auch wenn es für mich schön wäre, einen zweiten Bachelor zu haben, so ist der Abschluss des Wiwi-Studiums nicht mein vorrangiges Ziel.

Persönlichen Weiterbildung geht vor

Obwohl Markus eigentlich kaum Zeit für ein Fernstudium hat, so hat er sich trotzdem zum Wintersemester an der Fernuni Hagen eingeschrieben. Da er weiß, dass es für ein komplettes akademisches Studium wahrscheinlich nicht ausreichen wird, hat er sich seine ganz persönliche Weiterbildung „zusammengebastelt“. Diese besteht aus den Modulen der Fernuni-Hagen, dem Psychologie-Kurs bei dem Anbieter Laudius, dem Kurs „Starting with psychology“ der Open University, zudem auch Büchern, Zeitschriften, Internetquellen, sowie dem Austusch mit anderen Studenten.

Ich nenne dieses Beispiel deshalb, weil es sehr gut deutlich macht, dass es bei einem Fernstudium nicht immer nur darum gehen muss, schnell alle Module durchzuackern und das Abschlusszeugnis in den Händen zu halten. Vielmehr geht es darum, sich intensiv mit Inhalten zu auseinanderzusetzen, die einen wirklich interessieren. Wenn man das Gelernte zusätzlich reflektiert und ggf. auch mit anderen diskutiert, wird man im Idealfall weitaus mehr Erkenntnisse aus dem Studium gewinnen, als wenn man flüchtig einem Stück Papier hinterherjagt.

Meine Ziele bezüglich des Fernstudiums haben sich durch die Selbstständigkeit in eine ähnliche Richtung, wie bei Markus verschoben. Das Fernstudium muss immer noch Spaß machen. Und auch wenn ich noch weniger Zeit zum Lernen habe, als zu Zeiten meiner Beschäftigung, so ist mir das Fernstudium in erster Linie für meine persönliche Weiterbildung wichtig.

Macht ein Fernstudium für Selbstständige einen Sinn?

Als ich gemerkt habe, dass ich durch die Selbstständigkeit noch weniger Zeit für mein Fernstudium habe, habe ich überlegt, ob ein Fernstudium überhaupt noch Sinn für mich macht. Schließlich werde ich die Module und die Prüfungen nicht in dem Tempo abhaken können, wie ich es ursprünglich geplant hatte. Das hat mich anfangs ziemlich deprimiert. Liegt es am Studienfach? Liegt es an mir? Ich wusste einfach nicht, ob es das Richtige für mich war, nochmal zu studieren und ob Wiwi das richtige Studienfach ist.

Ich habe sogar schon überlegt, den Studiengang zu wechseln und Psychologie zu studieren. Aber als ich mir die Modulinhalte angeschaut habe, wusste ich, dass es an meinem Problem nichts ändern würde. Dabei habe ich mir das Problem selbst gemacht, indem ich unrealistische Ziele im Kopf hatte und dann enttäuscht war, wenn die praktische Umsetzung nicht gelang.

Ein Fehler war, das Fernstudium mit meinem Erststudium zu verglichen. Das war auch nicht immer leicht, oft fehlte mit die Motivation, Lern- und Prüfungsstress standen an der Tagesordnung, und dennoch habe ich es irgendwie geschafft. Warum klappt es also beim Fernstudium nicht so, wie ich es will?

Markus hat diese Frage für sich wie folgt beantwortet:

1. Ich war jünger 😉
2. Das Fernstudium war neu und ich war geil auf den akademischen Abschluss.
3. Ich war bereit, auf Schlaf zu verzichten.
4. Ich war bereit, nicht groß auf meine Gesundheit zu achten.
4. Ich war bereit, nicht groß auf meine Ernährung zu achten.
5. Ich war bereit, mit einem Minimum an Sport/Bewegung auszukommen.
6. Ich war bereit, meine Sozialkontakte einzuschränken – mehr als es gut war und einer der wenigen Punkte, die ich heute rückschauend etwas bedauere.

Mich haben bei meinem Erststudium in Lüneburg vor allem folgende Punkte motiviert:

  1. Ich wollte unbedingt den Bachelor schaffen
  2. Ich habe mit meinem Freund an der selben Uni studiert
  3. Meine Studienfreundin und ich haben uns gegenseitig motiviert
  4. Ich habe kaum Sport getrieben

Zusammengefasst kann man sagen, dass ich damals sehr stark auf das Studium fokussiert war. Ich wollte und musste einfach den Abschluss schaffen. Das Studium stand im Mittelpunkt meines Lebens. Zudem habe ich mit meinem Freund an einer Uni studiert und bereits zusammengewohnt. Das motiviert zusätzlich. Auch eine tollte Freundin, mit der ich bei Hausarbeiten, Seminaren oder Referaten meistens zusammengearbeitet habe, war ein Anker im stressigen Studentenalltag. Dadurch, dass ich damals noch kaum Sport getrieben habe, hatte ich trotz Nebenjob mehr Zeit zum Lernen.

Doch wie bei Markus treffen all diese Punkte heute nicht mehr zu. Insofern wäre es auch falsch zu erwarten, dass das Fernstudium genauso abläuft, wie das Erststudium. Es sind einfach völlig andere Bedingungen. Jetzt stehe ich fest im Berufsleben und verfolge andere Prioritäten.

Fernstudium: Ja oder Nein?

Und obwohl ein Fernstudium nach den genannten Faktoren vielleicht im ersten Augenblick abschreckend wirken mag, so bietet das Fernstudium für mich immer noch viele positive Aspekte. Ein Studiengangswechsel wäre eine ebenso falsche Entscheidung, wie ein Studienabbruch.

Denn ich stehe nach wie vor hinter dem Fernstudium. Nur haben sich meine Studienziele verändert. Die Einsicht, meine anfänglichen Studienziele neben der Arbeit als Selbstständige nicht erreichen zu können, war zwar schmerzhaft, aber notwendig. Ich muss in erster Linie für meinen Job fit und leistungsfähig bleiben. Das Fernstudium darf daher nicht auf Kosten meiner Gesundheit gehen. Der Sport und eine gesunde Ernährungsweise sind für mich enorm wichtig, ebenso wie Ausgleichs- und Erholungsphasen.

Ich würde das Lernpensum eines Teilzeitstudiums sicherlich schaffen, wenn ich keinen Sport treiben und die Zeit für Partner und Familie reduzieren würde, aber damit würde ich mir auch die Basis für gute Leistungen im Beruf unter den Füßen wegziehen. Der einzige Weg ist daher, das Lernpensum entsprechend der zeitlichen Möglichkeiten anzupassen. Vielleicht wird sich die Situation in Zukunft ein wenig entspannen, sodass ich wieder mehr Zeit für mein Fernstudium aufbringen kann.

Für mich ist es im Moment Herausforderung genug, im Rahmen meiner Möglichkeiten weiterzustudieren und die wenige Zeit, die mir in der Woche bleibt, in das Fernstudium zu investieren. Ich sehe das Studium mittlerweile wirklich als eine Art „Hobbystudium“ an. Anstatt massig Lernstoff für die Prüfungen auswendig lernen zu müssen, möchte ich mich in erster Linie intensiv mit Lerninhalten befassen, die mich interessieren und herausfordern. Studieren muss Spaß machen, ansonsten macht es bei einer zeitintensiven Arbeit als Selbstständiger keinen Sinn. Denn auch bei „nur“ fünf Stunden die Woche, muss man irgendwo Abstriche machen und sich zum Lernen motivieren.

Solange man sich aber nicht verbiegen muss und falsche Abstriche an seiner Gesundheit und wichtigen sozialen Kontakten macht, wird ein Fernstudium, auch bei wenig Zeit, eine Bereicherung sein 😉

Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

2 Kommentare zu "Fernstudium und Selbstständigkeit: Prioritäten setzen!"

  1. Hi Alicia,

    ich bin echt beeindruckt, wie du trotz sehr wenig Zeit das Studium weiterführst. Ich würde mich auf alle Fälle freuen, wenn du es bis zum „Schluss“ durchhältst!

    Ich war kurz schon ein bisschen geschockt, als ich deinen Blogbeitrag gelesen hab. Denn schließlich würd ich noch gern mehr deiner Beitrage lesen!

    Viele Grüße

  2. Hey Lyrix,

    vielen Dank für deinen Kommentar und die aufmunternden Worte :)!

    Auch wenn es im Moment zeitlich wirklich nicht besonders gut für mein Fernstudium aussieht, so werde ich dennoch weitermachen. Das steht fest. Ich gehe davon aus, dass ich in ein paar Monaten wieder mehr Zeit zum Lernen investieren kann. Aber gerade jetzt in der Aufbauphase will und muss ich mich zu 100% in die eigenen Projekte reinhängen.

    Ich werde natürlich weiterhin wie gewohnt bloggen. Vielleicht versuche ich ja auch zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen und gezielt Themen aus den Studienheften in Form von Blogartikeln aufzuarbeiten. Mal sehen, aber dafür nehme ich mir gerne die Zeit ;).

    Viele Grüße,

    Alicia

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