Fehler 5 beim Fernstudium: Lernaufwand unterschätzen

Als ich mich letztes Jahr für das Fernstudium an der Fernuni Hagen entschied, freute ich mich: Keine lästigen Vorlesungen mehr, kein Druck, alles, was der Prof erzählt, hektisch mitschreiben zu müssen und keine Angst, prüfungsrelevante Inhalte zu verpassen, falls man mal nicht anwesend ist.

Auch schlecht verständliche Vorlesungsskripte, bei denen man nahezu alle Inhalte nochmal in Fachbüchern nachlesen muss, entfallen. Beim Fernstudium erhält man alle notwendigen Unterlagen bequem per Post nach Hause zugeschickt. Die Inhalte der Studienhefte sind kleine Broschüren, die sogar – im Vergleich zu so manchem Vorlesungsskript – ganze Sätze enthalten ;).

Insofern war ich anfangs wirklich froh, weil ich dachte: „Cool, alles, was man für die Prüfungen wissen muss, steht (hoffentlich gut erklärt und verständlich) in den Studienheften“. Ich müsste diese „nur“ durcharbeiten, ein paar Übungsaufgaben durchrechnen und fertig!

Alles in allem habe waren meine anfänglichen Vorstellungen vom Fernstudium und der Arbeit, die dahinter steckt sehr illusorisch. Dies zeigte sich z.B. darin, dass ich vor der Einschreibung sogar in Erwägung gezogen habe, neben einem Vollzeitjob auch das Fernstudium im Vollzeitmodus zu absolvieren (3 Module pro Semester).

Aufgrund der bereits eingangs erwähnten Unterschiede zum Präsenzstudium habe ich mir das Fernstudium einfacher vorgestellt. Die erste Ernüchterung kam bereits, als ich mein erstes Unterlagenpaket gewogen habe. Und auch im Laufe des ersten Semester musste ich feststellen, dass es ein Fehler ist, den mit einem Fernstudium verbundenen Aufwand zu unterschätzen.

In Teil 5 der Artikelreihe „10 Fehler beim Fernstudium“ möchte ich daher auf den Lernaufwand, der mit einem Fernstudium verbunden ist, eingehen.

Was bedeutet Lernaufwand?

Der Lernaufwand im Fernstudium ist weitaus mehr, als das reine Lesen der Studienhefte. Dieses nimmt sicherlich erstmal einen Großteil der Zeit in Anspruch, jedoch darf man nie vergessen, wozu man das Ganze tut – für die Prüfungen am Ende des Semesters.

Vom bloßen Lesen wird bei den Prüfungen kaum Chancen auf gute Noten haben. Vielmehr geht es um die Verinnerlichung des Lernstoffs und eine einigermaßen sichere und gründliche Vorbereitung auf die bevorstehende Prüfung.

Neben dem Lesen und Wiederholen der Inhalte der Studienhefte, schließt der Lernaufwand auch das Üben und Nachrechnen von Beispielaufgaben und alten Klausuren, sowie die Auffrischung von Basics oder das parallele Lernen mit Fachliteratur mit ein.

Es reicht daher nicht, sich den Inhalt der Studienhefte einfach auf die Tage bis  zur Prüfung aufzuteilen. Wenn man bedenkt, dass beim Wiwi Fernstudium an der Fernuni alle Formeln (BWL, VWL, Mathe etc.) auswendig abrufen können muss, kann man sich vorstellen, dass der Lernaufwand weit über die Inhalte der Studienhefte hinausreicht. Letztendlich hilft nur Üben, Üben, Üben. Denn nur dann wird man die Formeln nicht nur auswendig wissen, sondern auch die dahinter stehenden Zusammenhänge verstehen können.

Neben dem selbstständigen Lernen, Wiederholen und Üben werden während eines Fernstudium auch diverse Veranstaltungen und Seminare, z.B. zur Klausurvorbereitung angeboten, die auch mehrere Stunden in Anspruch nehmen. An der Fernuni Hagen sind solche Veranstaltungen (bis auf ein Pflichtseminar) freiwillig, aber in vielen Fällen sinnvoll. Zahlreiche private Fernhochschulen bieten weitaus mehr Präsenzseminare mit Anwesenheitspflicht an. Auf der einen Seite dient dies dem besseren Kennenlernen und Aufarbeiten des Lernstoffs, doch hier muss umso mehr freie Zeit eingeplant werden.

Wie hoch ist der Lernaufwand beim Fernstudium?

Der tatsächliche Lernaufwand beim Fernstudium wird sicherlich von Fernstudent zu Fernstudent variieren und hängt stark vom Lerntyp und bei einigen Kursen auch vom Vorwissen ab. Dennoch kann man den ungefähren Lernaufwand anhand von Semesterwochenstunden (SWS) und Leistungspunkten (ECTS) einschätzen.

Die Berechnung des ungefähren Lern-, bzw. Zeitaufwands bezieht sich dabei immer auf einen Kurs. Ein oder mehrere Kurse bildet ein Modul, für welches später die Prüfung geschrieben wird. Jedoch sind Kurse sowohl für die Berechnung des Lernaufwands, als auch für die Berechnung der Studiengebühren ausschlaggebend.

Wir können den Lernaufwand ja einmal anhand eines Beispiels berechnen. Da es sich anbietet, nehmen wir doch mal den Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften an der Fernuni Hagen. Im Studienplan des Voll- und Teilzeitstudiums steht:

„Jedes Modul, das Seminar und die Bachelorarbeit haben einen Umfang von 6 SWS, einen Workload von 300 Stunden und werden jeweils mit 10 ECTS-Punkten gewichtet.“

Lernaufwand nach Semesterwochenstunden (SWS)

Wie bereits erwähnt, lässt sich der Bearbeitungsaufwand eines Kurses zum einen in Semesterwochenstunden (SWS) angegeben. Semesterwochenstunden geben lediglich den Zeitaufwand an, der bei einem Präsenzstudium mit dem Besuch einer Vorlesung verbunden ist. Der zeitliche Aufwand von Lehrveranstaltungen an „normalen“ Unis wird nämlich ebenfalls in SWS ausgegeben. Die der Angabe „6 SWS pro Modul“ setzt sich laut Fernuni aus 4 SWS für den Kurs und 2 SWS für Übungen zusammen, da Lehrveranstaltungen im Präsenzstudium eine vergleichbare Zusammensetzung ausweisen.

Normale Vorlesungen finden i.d.R. ein mal pro Woche und in einem Vorlesungszeitraum von ca. 14 – 16 Wochen im Semester statt. Eine Semesterwochenstunde steht dabei für eine wöchentliche Vorlesungsdauer von 45 Minuten.

Mit den Semesterwochenstunden können wir jetzt die theoretische Vorlesungszeit (bezogen auf 14 – 16 Wochen) berechnen (ohne Vor- und Nachbearbeitung):

(6 SWS x 0,75 Std (45 Min.)) x 14 Wochen = 63 Std.

(6 SWS x 0,75 Std (45 Min.)) x 16 Wochen = 72 Std.

Ein Modul entspricht demnach einer Vorlesungszeit von 63 – 72 Std. im Semester. Bei mehreren Modulen verdoppelt (Teilzeitstudium) oder verdreifacht (Vollzeitstudium) sich diese Zeit entsprechend.

Da die Semesterwochenstunde aber lediglich den auf die Vorlesung selbst entfallenden Zeitaufwand berücksichtigt, gibt sie keinen genauen Richtwert für den tatsächlichen Zeitaufwand an. Zudem finden im Fernstudium keine Vorlesungen statt, sodass man mit der Berechnung anhand der SWS eigentlich recht wenig anfangen kann…

Die Fernuni stellt jedoch eine Formel zur Verfügung, anhand derer man die Studienbelastung anhand der SWS berechnen kann. Dabei geht man davon aus, dass eine SWS einer Bearbeitungszeit von 50 Stunden im Semester entspricht und innerhalb von das Semester aus rund 16 Bearbeitungswochen besteht.

Zur Berechnung der wöchentlichen Stundenbelastung rechnet man mit der Formel:

“Anzahl SWS x 50 Stunden : 16 Wochen“

Hat man beispielsweise im Teilzeitstudium 2 Module (12 SWS) belegt, liegt die wöchentliche Studienbelastung bei:

(12 SWS x 50 Std.) : 16 Wochen = 37,5 Stunden pro Woche

Im Vollzeitstudium belegt man i.d.R. drei Module á 6 SWS. Die Studienbelastung beträgt hierbei:

(18 SWS x 50 Std.) : 16 Wochen = 56,25 Stunden pro Woche

Diese wöchentliche Stundenbelastung bezieht sich allerdings auf eine Bearbeitungszeit der Module von 14-16 Wochen. Schaut man sich die Termine im Sommersemester 2011 an, so stellt man fest, dass man ja eigentlich viel mehr Zeit zum Lernen hat:

BezeichnungTermin
Beginn Sommersemester 201101.04.2011
Bearbeitungsende24.07.2011
Bearbeitungsfreie Zeit25.07.2011 bis 30.09.2011
Prüfung „Einführung in die Wirtschaftswissenschaft“27.09.2011
Prüfung „Grundlagen der Wirtschaftsmathematik und Statistik“29.09.2011
Ende des Sommersemesters30.09.2011

Ich hätte bis zu den beiden Prüfungen im September theoretisch also 24 Wochen (statt 16 Wochen) Zeit. Diese Differenz liegt an der „bearbeitungsfreien Zeit“, die nicht für die Bearbeitung von Kursen vorgesehen sind. Bearbeitungsfreie Zeiten treten anstelle der Semesterferien und gehen im Sommersemester von Mitte/Ende Juli bis Ende September.

Für einen Fernstudenten sind Semesterferien höchst wahrscheinlich nicht das selbe, wie für einen „normalen“ Studenten. Und ich bin mir nicht sicher, wie viele Fernstudenten diesen Unterschied zwischen „Bearbeitungswochen“ und „bearbeitungsfreier Zeit“ tatsächlich machen. Ich nehme an, nicht besonders viele. Die Übergänge sind, besonders bei Berufstätigen wohl eher fließend.

Grundsätzlich muss man für die Bearbeitung eines Moduls bis zur Prüfung ca. 10 Stunden pro Woche über das Semester hinweg einkalkulieren. Im Teilzeitstudium muss man von einem durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitsaufwand von 20 bis 30 Stunden ausgehen, im Vollzeitstudium liegt der Lernaufwand bei rund 40 Stunden pro Woche.

Wichtig: Dabei handelt es sich lediglich um Durchschnittswerte und Richtgrößen. Ob man tatsächlich weniger oder mehr Zeit benötigt, hängt von den Vorkenntnissen und speziell vom individuellen Lerntempo ab. Tipp: Je besser man sich auf die einzelnen Module vorbereitet, umso einfacher und schneller gelingt der Einstieg!

Lernaufwand nach Leistungspunkten (ECTS)

Um den Lernaufwand praxisbezogener angeben zu können, muss neben der reinen Vorlesungszeit auch die Zeit für die Vor- und Nachbearbeitung des Moduls, bzw. der Kurse berücksichtigt werden. Hierfür ist die Einheit der Leistungspunkte (ECTS), die für „European Credit Transfer and Accumulation System“ steht, deutlich besser geeignet.

Als Leistungsnachweis wird jedes Modul mit 10 Leistungspunkten (ECTS-Punkten) bewertet. Da ein ECTS-Punkt einem Arbeitsaufwand von ca. 30 Stunden pro Semester (studentischer Workload) entspricht, kommt man pro Modul auf den bereits erwähnten Workload von 300 Stunden im Semester. Je nachdem, wie viele Module pro Semester belegt, muss man ca. 600 Std. (Teilzeitstudium), bzw. 900 Std. (Vollzeitstudium) als „tatsächlichen Bearbeitungsaufwand“ veranschlagen.

Der Schwerpunkt der Belastung liegt dabei auch hier auf den 14-16 Bearbeitungswochen der Kurse sowie den sich anschließenden Prüfungsvorbereitungen. Natürlich kann man es sich beim Fernstudium letztendlich selbst aussuchen, wann man was lernt, jedoch ist das Prinzip dem Präsenzstudium ähnlich. Anstatt zuerst die Vorlesungen zu besuchen, diese Vor- und Nachzubereiten und nach der Vorlesungszeit mit den Prüfungsvorbereitungen zu beginnen, gilt es im Fernstudium entsprechend zuerst die Studienhefte durchzuarbeiten (inkl. Vor- und Nachbearbeitung) und sich anschließend auf die Prüfungen vorzubereiten.

Die ersten 14-16 Wochen eines Semesters stellen daher (theoretisch) den Schwerpunkt des Fernstudiums dar. Doch gerade, weil es beim Fernstudium keine Vorlesungen mit fixen Terminen gibt, sondern man selbst in der Verantwortung steht, sich Termine zu setzen und diese auch einzuhalten, bleiben so manche Pläne nur Theorie.

Gerade zu Beginn des Semesters neigt man dazu, die Dinge etwas schleifen zu lassen, da man bis zu den Prüfungen ja noch so viel Zeit hat… Dabei ist vor allem in der Anfangsphase konzentriertes und kontinuierliches Lernen wichtig, um später nicht in Zeitnot zu geraten und noch ausreichend Zeit für die Prüfungsvorbereitungen zu haben.

Konzentriertes Lernen – wie möglich?

Der ungefähre zeitliche Lernaufwand pro Woche lässt sich schnell berechnen, doch Lernen ist nicht gleich Lernen. Die 20 – 30 Std. Lernaufwand pro Woche bedürfen konzentriertes Lernen.

Es bringt nicht, die Hälfte der Lernzeit zum Überfliegen zu nutzen. Wenn nichts hängen bleibt und wenn man merkt, dass man nicht konzentriert bei der Sache ist, ist es verschwendete Zeit. Es ist nicht immer einfach, konzentriert bei der Sache zu sein. Viele Fernstudenten lernen abends, wenn sie erschöpft von der Arbeit kommen. Viele zwingen sich regelrecht zum Lernen, um ihren Zeitplan einzuhalten. Es ist eben nicht immer einfach, gleichzeitig am Ball zu bleiben und konzentriert bei der Sache zu sein. Je mehr Zeit man zu Beginn des Semesters „vergeudet“ hat, umso schlimmer wird es, da man sich zunehmend mehr unter Druck setzt und das Lernpensum stetig steigt.

Die Fähigkeit zur Konzentration ist der entscheidende Faktor für gute Leistungen während des Fernstudiums. Konzentration ist stark mit Motivation verknüpft, denn ist man schlecht motiviert, leidet auch die Konzentration. Wenn man sich nicht gut konzentrieren kann, leidet die Leistung. Schwache Leistungen wiederum führen zu wenig Motivation. Der Teufelskreis beginnt.

Daher gilt es auf der einen Seite, Konzentrationsstörer abzuschalten und auf der anderen Seite Konzentrationsmotivatoren zu nutzen. Neben mangelnder Motivation, können auch Ablenkungen, mangelnde Selbststeuerung, eine niedrige Frustrationsschwelle, Stress, ineffiziente Lerntechniken und wenig Selbstvertrauen die Konzentration stören.

Wird man sich solcher Störfaktoren bewusst, kann man gezielt versuchen gegenzusteuern. Als konzentrationsfördernd sind z.B. eine gute Arbeitsorganisation, optimale Lerntechniken, Selbstdisziplin, sowie die positive Bestärkung und angemessene Belohnungen zu nennen. Auch das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und der Rückhalt von Partner und Familie wirken sich positiv auf die Motivation aus.

Ich lerne am besten, wenn ich mir gezielt mehrere Stunden am Stück Zeit zum Lernen nehme. Diese „Flickenlernen“ (sehr kurze Lernphasen) bringen meiner Meinung nach nichts und stressen nur unnötig. Am besten man sagt dann auch allen bescheid, dass man jetzt Lernen möchte, sodass man möglichst nicht gestört wird. Im ersten Semester habe ich auch viel auf dem Hin- und Rückweg zur Arbeit gelernt, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich dort deutlich unkonzentrierter war, als wenn ich zu Hause am Schreibtisch lerne. Ist ja auch klar – die Geräuschkulisse stört und lenkt oft ab. Zudem möchte man manchmal auch etwas nachschlagen oder nachrechnen, was in der U-Bahn nicht besonders praktisch ist.

Ohne Kontinuität geht nix!

Neben einer konzentrierten Arbeitsweise ist es während des Fernstudiums ebenso wichtig, kontinuierlich am Ball zu bleiben. Mit kontinuierlichem Lernen kommt man nicht nur stressfreier durch die Prüfungen, der Lernstoff bleibt auch besser und länger hängen, wenn man sich ihn in einer längerem Zeitraum angeeignet hat.

Während meines Präsenzstudiums in Lüneburg war ich noch ein „Lerner auf den letzten Drücker“ und habe die Prüfungen mit viel Stress auch alle irgendwie überstanden. Aber bei meinem jetzigen Fernstudium ist dies nicht mehr zu machen, selbst wenn ich wollte. Damals stand das Studium im Zentrum meines Alltags, heute ist es die Arbeit. Damals konnte ich mir vor den Prüfungen einige Tage frei nehmen, in denen ich durchgepaukt habe. Heute könnte ich mir zwar Urlaub nehmen, dieser würde jedoch nicht ausreichen, um mich gründlich vorbereiten zu können. Dafür ist der Umfang des Lernstoffs zu hoch und die Formeln behält man auch nur im Kopf, wenn man ausreichend viele Aufgaben geübt hat.

Vom Lernaufwand her empfinde ich das Fernstudium deutlich zeitintensiver, als das Präsenzstudium. Im kommenden Semester muss und werde ich einiges umstellen, denn ohne regelmäßiges Lernen wird das nix! Ich kann und möchte mich zudem nicht mehr dem Stress kurz vor den Prüfungen aussetzen und möglichst viel Druck rausnehmen, indem ich wirklich täglich ein gewisses Lernpensum schaffe. Wenn man erstmal einen Rhythmus gefunden und sich z.B. an feste Lernzeiten am Tag gewöhnt hat, ist es sicherlich einfacher, am Ball zu bleiben.

Kontinuierliches Lernen ist im Fernstudium die effektivste und zeitsparendste Methode, den Lernaufwand zu schaffen. Wer regelmäßig für einen Kurs lernt, muss das Gelernte vor den Prüfungen meist nur wiederholen und verinnerlichen. Hier helfen vor allem Zeitpläne, die Lernziele nicht aus den Augen zu verlieren und den Lernfortschritt festzuhalten.

Fazit

Der Lernaufwand während eines Fernstudiums ist definitiv nicht zu unterschätzen und meiner Erfahrung nach höher, als bei einem Präsenzstudium. Schließlich gibt es keine Vorlesungen, sondern man muss sich alle Inhalte in Eigenregie beibringen. Dies erfordert motiviertes, konzentriertes und kontinuierliches Lernen.

Bei 20-30 Stunden, die man pro Woche für ein Fernstudium investieren muss, sind Zeitpläne eine gute Hilfe, um am Ball zu bleiben und seine Ziele nicht aus dem Auge zu verlieren. Wenn man das Fernstudium zu Beginn des Semesters nicht schleifen lässt, sondern die ersten Wochen in erster Linie dazu nutzt, die Studienhefte durchzuarbeiten, wird man auch noch ausreichend Zeit zum Wiederholen und Üben haben. Und letzteres ist schließlich für ein gutes Abschneiden bei den Prüfungen ausschlaggebend, denn ohne Üben, Üben, Üben wird es relativ schwer, die Formeln im Kopf behalten und später auch anwenden zu können.

Auch wenn sich ein Fernstudium deutlich von einem Präsenzstudium unterscheidet und z.B. keine festen Vorlesungszeiten hat, so kann man sich hinsichtlich der Regelmäßigkeit des Lernens doch einiges abgucken. Beim Fernstudium muss man sich die Termine nur selber setzen und je früher man damit anfängt, umso besser und schneller wird man auch den Lernaufwand meistern ;).

Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

7 Kommentare zu "Fehler 5 beim Fernstudium: Lernaufwand unterschätzen"

  1. Das Lernen ist so ein wenig wie Sport, besser Ausdauersport. Man muss sich erst wieder an das kontinuierliche Lernen gewöhnen, sozusagen „das Lernen trainieren“, um sich „Lernkondition“ anzueignen. Deshalb sind auch regelmäßig die ersten Semester die schwersten. Und viele Studenten lassen sich entmutigen „das schaff ich nie“. Ganz besonders wenn man die ersten Klausuren versemmelt (stimmt aber nicht, wenn man dran bleibt und „kämpft“). Gerade am Anfang muss man sich bewusst sein, dass Studium (und ganz besonders Fernstudium!) kein Spaziergang, sondern eine Art „Sportwettkampf“ ist, den man gewinnen (oder zumindest durchstehen 😉 ) will. Und wie beim Sport gibt es „Durststrecken“ oder „Hungeräste“, wenn man in der Mitte des Studiums ist (Aussicht: „Noch mindestens 2 Jahre mit dem Pensum weiter“). Aber auch beim Marathon käme niemand auf die Idee, dass man sofort 42 km ohne Training und Schwierigkeiten los laufen könnte. Man muss sich da „rantrainieren“. Wenn man sich am Anfang bewusst ist, dass es „hart“ werden kann, kann man sich darauf einstellen und wird nicht von dem ersten kleinen Hindernis (aka die erste durchgefallene Klausur) aus der Bahn geworfen. Und immer „weiterlaufen“ um die Durststrecken zu überstehen („lauf Forrest, lauf“ ist gar kein so blödes Motto). Dann schafft man nach 42 km auch den Zieleinlauf, ohne auf halber Strecke schlapp zu machen. Ich kenne Leute, die das geschafft haben 😉 .

  2. Hey Jan,

    da geb ich dir absolut Recht. Das Lernen kommt dem Ausdauersport schon ziemlich nahe. Denn Ausdauer muss man definitiv beweisen und wenn man es nicht gewohnt ist, regelmäßig zu lernen, dann muss man auch das erstmal trainieren.

    Das erste Semester war für mich echt hart, aber auch lehrreich, weil ich jetzt besser weiß, wie ich an die Sache rangehen muss, um auch entspannter und stressfreier zu lernen.

    Bei meinem Präsenzstudium war es aber ähnlich, die ersten Semester waren die schlimmsten und ich war mit den Noten oft unzufrieden, aber in den späteren Semestern gleicht sich das meist aus, man entwickelt dann, wie du schon schreibst „Lernkondition“.

    Man muss kontinuierlich lernen und am Ball bleiben und nie das Selbstvertrauen verlieren. Denn das entwickelt sich ja auch im Laufe so eines Fernstudiums.

    Dein Vergleich ist echt gut, auf halber Strecke schlapp zu machen bringt einen auch nicht weiter und das Ziel sollte man nie aus den Augen verlieren!

    Liebe Grüße,

    Alicia

  3. Danke Alicia, sehr interessant! Allerdings denke ich mir: Man lernt ja gerade eben NICHT fuer die „Pruefung am Ende“, sondern damit man eben schlauer wird. Am Ende interessiert doch keinen, was man auf dem Papier stehen hat, sondern was man auf dem Kasten hat. Das sorum zu denken finde ich viel motivierender.

  4. Hey Mac,

    vielen Dank für deinen Kommentar. Sicherlich tut man sich den ganzen Lernstress nicht nur für die Prüfungen Semesterende an. Aber das ist nun mal zunächst das, worauf es ankommt.

    Es sollte jedoch nicht die einzige Motivation sein, weil es – wie du schon sagst – in erster Linie um die Erweiterung des eigenen Horizonts geht. Wer ausschließlich für andere lernt, wird über Kurz oder Lang ohnehin auf die Nase fallen.

    Daher ist es umso wichtiger, mit dem Fernstudium ein konkretes Ziel zu verfolgen, hinter dem man zu 100 Prozent dahintersteht. Dann klappt das auch mit der Motivation, selbst wenn eine Prüfung mal verhauen wurde;)!

    Viele Grüße,

    Alicia

  5. Hallo Alicia,

    vielen Dank für deine sehr hilfreichen und informativen Texte 🙂
    Eine Frage habe ich jedoch. Im Modulhandbuch steht auch etwas von Workload. Dieser wäre pro Modul 300h. Belegt man 2 Module pro Semester so sind das 600h. Rechnet man dies nun auf die 16 Wochen runter so komme ich auf 37,5 h/Woche. Das wäre sogar mehr als die von dir angegeben 33,75.

    37,5h die Woche ist als Teilzeit absolut unmachbar. Also wonach sollte man gehen? den SWS oder dem Workload und warum gibt es da solche Unterschiede? Beinhaltet der Workload auch die vorraussichtl. Lernzeit zu den Klausuren?

    Danke schonmal für deine hilfe

  6. Hallo Martin,

    ich war jetzt auch ein bisschen verwirrt. Aber du hast Recht: Eine Semesterwochenstunde (SWS) entspricht einem Workload von 50 Stunden, nicht 30 Stunden (habe ich im Artikel bereits angepasst). Die 30 Stunden entsprechen einem ECTS-Punkt!

    Zuden SWS: Jedes Modul hat 6 SWS und 300 Stunden Workload. Darin enthalten sind die Bearbeitung der Module einschließlich aller Nebenarbeiten (Lesen von Begleitliteratur), sowie Einsendearbeiten, Klausuren und Seminare.

    Runtergerechnet auf die Bearbeitungszeit von 14-16 Wochen ergibt das eine wöchentliche Lernbelastung von rund 19 bis 21 Stunden PRO MODUL!

    Allerdings bezieht sich der Workload auf die reine Bearbeitungszeit. Vom Erhalt der Unterlagen bis zum Prüfungstermin kann mehr Zeit dazwischenliegen.

    Auf der Seite der Fernuni heißt es unter http://www.fernuni-hagen.de/mathinf/studium/sws_ects.shtml, dass man bei einem Teilzeitstudium von einem durchschnittlichen wöchentlichen Arbeitsaufwand von 20 bis 30 Stunden ausgehen kann.

    In den FAQ (http://www.fernuni-hagen.de/wirtschaftswissenschaft/faq/studium.shtml) wird zu der Frage „Mit welcher durchschnittlichen Studienbelastung muss ich rechnen?“ außerdem erwähnt, dass es sich bei den Angaben lediglich um Durchschnittswerte bzw. Richtgrößen handelt

    Der tatsächliche Lernaufwand hängt von den persönlichen Vorkenntnissen und dem individuellen Lerntempo ab. Generell muss man aber für die Bearbeitung eines Moduls bis zur Prüfung ca. 10 Stunden pro Woche über das Semester hinweg einkalkulieren.

    Ich kann aus meiner Erfahrung berichten, dass für mich zwei Module pro Semester (neben dem Vollzeitjob) zu viel waren. Um das durchzuziehen, hätte ich das komplette Wochenende von morgens bis abends lernen müssen.

    Ein Modul hat da schon gereicht, zieht aber auch die Studiendauer in die Länge. Es ist nicht unmöglich, zwei Module zu schaffen, aber das bedarf (vor allem bei Mathe) einer guten Vorbereitung, sodass man gleich in den Lernstoff einsteigen kann und einen guten Zeitplan.

    Ich hoffe, ich konnte dir etwas weiterhelfen!

    Gruß,

    Alicia

  7. Vielen Dank für den wichtigen Artikel. Ich schlage mich gerade mit dem Gedanken berufsbegleitend ein MBA Studium zu absolvieren. Natürlich kann man ein MBA-Studium eines privaten Schulträgers nicht mit der Fernuni Hagen vergleichen, dennoch suche ich nach Zeiten, die man für das Lernen aufbringen muss.
    Selbst wenn ich 4h täglich veranschlage, dann komme ich auf 28h … und das ist strenggenommen nicht machbar. Zumindest nicht für eine Dauer von 2 Jahren. Durch die Reduzierung der Wochenstunden wird dann das Studium aber auch entsprechend verlängert …

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