Fernstudium: Zeitmanagement und Selbstmotivation wesentliche Erfolgsfaktoren

Vor etwa einem Monat habe ich eine kleine Umfrage gestartet, bei der es um die Ursachen für hohe Abbruchquoten beim Wiwi-Bachelor ging. Anlass der Umfrage war ein kleiner Beitrag im „Sprachrohr“ der Fernuni Hagen, bei dem ein Professor aus der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften gefragt hatte, warum derart viele Studierende ihr Wiwi-Studium abbrechen. Wie hoch die Abbrecherquote genau ist, wurde leider nicht genannt, aber anscheinend sind es nicht wenige Studenten, die sich während der Studienzeit für einen Abbruch entscheiden. Dieser Umstand ist natürlich kein ideales Aushängeschild für die Fernuni Hagen, sodass man den Ursachen auf den Grund gehen möchte und auch muss, um die Absolventenzahl zu steigern.

Doch es geht nicht nur um die Zahl erfolgreicher Absolventen, als Renommee für die Fernuni, sondern auch um die Zahl der Einschreiber, welche durch Diskussionen um hohe Abbruchquoten eventuell abgeschreckt werden könnten. Damals, als ich überlegt habe, mich für den Studiengang Wirtschaftswissenschaften einzuschreiben, gab es in Blog und Foren auch diverse Beiträge, die nicht gerade aufmunternd waren. Hier einige Beispiele:

„wieso werden die Abbrecherquoten an der Fernuni eigentlich nicht bekannt gegeben??? Ich habe im Internet was munkeln hören, dass im Schnitt 85% abbrechen… 🙁 (Studienservice.de, 2005)

„Die Notenvergabe ist hart und die Durchfall- und Abbrecherquote sehr hoch“ (Wiwi-Treff, 2008)

„Die Abbrecherquote ist extrem hoch. Doch wer es schafft, der hat wirklich etwas geleistet.“ (Techniker-Forum, 2009)

„Ganz klar, dass die Uni die Abbruchquote nicht veröffentlicht, weil sie sehr hoch sein wird, um nicht zu sagen abschreckend hoch für potenzielle Interessenten.“ (Studienservice.de, 2010)

„Die Fernuni Hagen erfreut sich gerade in WiWi großer Beliebtheit, die Erstsemesterzahlen sind beachtlich, die Abbrecherquoten allerdings auch.“ (Fernstudium-Guide.de, 2012)

Wie man am Jahr erkennen kann, ist die Diskussion um die Abbruchquote an der Fernuni nach wie vor aktuell. Doch das letzte Zitat zeigt, dass sich das Gerade und Gemunkel um die Anzahl der Studienabbrecher und die möglichen Gründe (noch) nicht negativ auf die Ersteinschreibungen auswirkt. So verzeichnet der Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften nach wie vor steigende Studienrendenzahlen:

Semester
Studierende
WS 2011/12
11.595
SS 2011
10.439
WS 2010/11
9.744
SS 2010
7.861
WS 2009/10
7.497
SS 2009
6.423
WS 2008/09
5.575
SS 2008
4.401
WS 2007/08
3.501
SS 2007
1.722
WS 2006/07
944

Auch ich habe mich im Wintersemester 2010/11 nicht abschrecken lassen, sondern mich für den Bachelor Wirtschaftswissenschaften eingeschrieben. Schließlich gab es ja auch Erfolgsgeschichten, die ihr Studium bis zum Schluss durchgezogen haben und letztendlich hängt Erfolg oder Misserfolg immer von einem selbst ab.

Aber sind Erfolg und Misserfolg wirklich gute Ausdrücke für ein abgeschlossenes, bzw. abgebrochenes Fernstudium? Hat man wirklich versagt, wenn es mit dem Studium nicht klappt? Und ist es ein schlechtes Aushängeschild für die Fernuni Hagen, wenn sie höhere Abbrecherquoten vorweist, als private Anbieter?

Zur Beantwortung dieser Fragen ist es zunächst wichtig, die feinen, aber doch äußerst relevanten Unterschiede zwischen der Fernuni Hagen und privaten Fernhochschulen aufzuzeigen. Denn diese haben eine starken Einfluss auf die Abbrecherquoten.

Fernuni Hagen vs. Private Fernhochschulen

Die Fernuniversiät Hagen verzeichnet aktuell 78.803 aktive Studenten und ist damit die größte Universität Deutschlands. Sie ist gleichzeitig auch die einzige staatliche Fernuniversität in Deutschland und bietet Fernstudiengänge zu relativ günstigen Konditionen an. So belaufen sich die Kosten für den Bachelorstudiengang Wiwi auf insgesamt 2.000 Euro, für den Master Wirtschaftswissenschaften zahlt man 1.000 Euro. Dies ist ein Bruchteil der Studiengebühren, die man bei privaten Fernstudien-Anbietern zahlt. Dort muss man pro Studiengang mit Kosten zwischen 10.000 und 18.000 Euro rechnen.

Für meinen Studienstart war der Kostenfaktor ein entscheidender Pluspunkt für die Fernuni Hagen, da ich es mir weder leisten konnte, noch wollte, 300 – 500 Euro pro Monat für ein Fernstudium bei einem privaten Anbieter zu zahlen. Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich das Fernstudium an der Fernuni Hagen weiterhin großer Beliebtheit erfreut. Doch der hohen Zahl an Einschreibungen steht auch eine hohe Zahl steht eine hohe Zahl an Studienabbrechern gegenüber.

Laut Trendstudie Fernstudium 2011 schätzt die Fernuni Hagen ihre Abbrecherquote auf rund 70 Prozent und nimmt damit die Spitzenposition ein (auch wenn dieser Wert die Uni natürlich nicht zufrieden stellen). Aber: Im Vergleich zum Jahr 1991 ist eine deutliche Verbesserung zu beobachten, denn damals lag die Abbrecherquote noch bei sagenhaften 90 Prozent! Im Vergleich zum Platzhirsch kämpfen private Fernstudienanbieter, mit Abbrecherquoten zwischen 20 bis 35 Prozent, die zwar deutlich unter den Spitzenwerten der Fernuni, aber dennoch deutlich über den Zahlen vergleichbarer Präsenzangebote liegen.

Doch kann man diese beiden Zahlen direkt miteinander vergleichen? Auch wenn ich nicht glaube, dass es einen großen Unterschied ausmacht, ob man an einer Universität oder einer FH studiert, so gibt es auch noch andere Gründe, weshalb ein direkter Vergleich schwierig ist. So nennt die Fernuni Hagen als Grund für die zahlreichen Abbrecher, dass bei einer Vielzahl von ihnen nicht der Abschluss, sondern die Wissenserweiterung im Fokus liegt. Rund 35 Prozent aller Studenten an der Fernuni verfügen bereits über einen Titel, bei den Privaten sind es höchstens 20 Prozent, teilweise sogar nur 5 Prozent.

Und die niedrigen Studiengebühren sind natürlich keine große Hürde für den Studieneinstieg. Viele Teilnehmer schreiben sich auch erstmal ein, um das Studienanbegot zu testen und zu sehen, wie sie mit den Unterlagen und dem Fernlernen klarkommen. Bei Studienkosten zwischen 600 und 2.500 Euro kommt es eventuell auch nicht so sehr darauf an, das Fernstudium auch zum Abschluss zu bringen.

Kostet das Fernstudium hingegen 10.000 – 18.000 Euro, überlegt man sich womöglich zweimal, ob und für welchen Studiengang man sich einschreibt. Schließlich kostet ein Studienabbruch in dem Fall nicht nur Zeit, sondern auch viel mehr Geld. Die Motivation, sich zum Lernen aufzuraffen und das Studium dann auch tatsächlich bis zum Ende durchzuhalten, ist wesentlich höher. In diesem Fall geht es nicht in erster Linie darum, sich nebenbei Wissen anzueignen, sondern den Abschluss zu schaffen. Studenten der privaten Fernhochschulen wird daher auch häufig vorgeworfen, für ausschließlich für die Visitenkarte zu studieren, was bei den Studiengebühren auch nicht gerade abwegig ist.

Angesichts der hohen finanziellen Belastung verzeichnen private Fernhochschulen natürlich auch deutlich weniger Studienteilnehmer, als die Fernuni. Die Einnahmen sind mit der Länge der Studiendauer allerdings wesentlich höher, sodass man sehr bemüht ist, die Fernstudenten bei der Stange zu halten.

Martin Kurz, Präsident des Fachverbands Forum DistancE-Learning sagte:

„Eine Abbrecherquote von 70 Prozent könnten sich private Anbieter überhaupt nicht leisten, dann wären sie längst pleite.“

Und obwohl private Fernhochschulen eine deutlich niedrigere Abbrecherquote haben, als die Fernuni, so zeigt sich diese deutlich entspannter. Schließlich ist die Zahl der Ersteinschreiber weiterhin hoch und auch der Gewinnaspekt ist bei einer staatlichen Universität ein anderer, als bei Bildungsangeboten aus privater Hand.

Ein weiterer Grund für die niedrigeren Abbrecherquoten privater Anbieter liegt möglicherweise in der Tatsache, dass das  Studium dort anwendungsorientierter ist, als an der Fernuni Hagen. So sind die meisten Fernhochschulen immer noch auf BWL spezialisiert und bieten kaum geisteswissenschaftliche Fächer, wie Philosophie oder Geschichte an. Berufstätige könnten das Gelernte unmittelbar im Job anwenden und der Nutzen der Inhalte ist unmittelbar für die berufliche Laufbahn gegeben.

Die meisten Fernhochschulen nennen private Gründe, wie familiäre Verpflichtungen oder generelle Überforderung aufrund der Doppelbelastung Studium und Beruf, als Hauptursachen für den Studienabbruch. Ein Berufswechsel, das erste Kind, ein Hausbau oder ein neues wichtiges Projekt – All das sind Abbruchgründe, denen sich eher die 29- bis 35-Jährigen Fernstudenten an der Fernuniversität, als die jüngeren Studenten an Präsenzunis gegenüber stehen. Doch auch wenn die Anforderungen an Fernstudenten andere sind, als an Studierende an klassischen Universitäten, so liegen den hohen Abbrecherquoten wohl nicht nur private Aspekte zu Grunde.

Nicht zuletzt spielt vor allem die Anonymität von Fernstudienprogrammen eine zentrale Rolle. So bewegt man sich als Fernstudent nicht in einem universitären Lernumfeld aus Hörsaal , Bibliothek und Mensa. Der Kontakt zu Kommilitonen ist während eines Fernstudiums meist kaum bis gar nicht vorhanden, sodass es oft niemanden gibt, der einem ein schlechtes Gewissen einreden oder mit gutem Beispiel vorangehen kann. Die Motivation durch die Gruppe geht beim Fernstudium nahezu gänzlich verloren und auch der gesetzte Rahmen aus festen Vorlesungszeiten, Terminen und Orten ist der hohen Flexibilität gewichen. Selbst bei einem „normalen“ Präsenzstudium verlockt die Freiheit, Vorlesungen ausfallen zu lassen oder das Lernen aufzuschieben. Bei einem Fernstudium ist die Flexibilität umso höher. Und genau diese Pflicht der Freiheit stellt viele Fernstudenten vor große Probleme. Denn die Anforderungen an Zeit- und Selbstmanagement sind ungleich höher.

Wer im stillen Kämmerlein lernt, muss ein Höchstmaß an Disziplin an den Tag legen, ansonsten läuft man schnell Gefahr aufzugeben. Dessen sind sich private Anbieter wohl bewusst und arbeiten daher nicht umsonst intensiv am Ausbau von Plattformen und deutschlandweiten Betreuungszenten, wo sich die Studenten untereinander austauschen und Fragen an Dozenten stellen können. Die deutschen Fernhochschulen haben sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt, sodass Fernstudenten mittlerweile keine reinen Einzelkämpfer mehr sind. Die Betreuungsleistungen sind wesentlich besser geworden und private Fernhochschulen, wie die Euro-FH, stellen ihren Studenten einen persönlichen Mentor an die Seite, welcher sie während der Studienzeit betreut und fördert.

Zudem gibt es an bei den privaten Anbietern i.d.R. mehr Präsenzveranstaltungen, als an der Fernuni Hagen. So findet  im Bachelorstudiengang Wiwi lediglich ein Pflichtseminar zum Studienende statt. Bei den privaten kann der Anteil der verpflichtenden Präsenzen bis zu 50 Prozent betragen. Auf der einen Seite ist das natürlich gut, da der Stoff durchgesprochen wird und man Kontakte mit anderen Studenten knüpfen kann. Auf der anderen Seite führen hohen Präsenzanteile häufig zu einer geringeren Flexibilität in den Studienprogramm und damit zu einem noch höheren Koordinationsaufwand.

Die Bemühungen von Seiten der Fernstudien-Anbieter sind hoch, um die Anzahl der Studienabbrecher zu gering wie möglich zu halten. Doch letztlich sitzt jeder Fernstudent zum Großteil allein vor seinem Berg an Kursunterlagen. Unabhängig vom Anbieter, Studiengebühren und Präsenzanteil liegt der Schlüssel zu einem erfolgreichen Abschluss des Fernstudiums hauptsächlich in der Hand eines jeden Fernstudenten.

Umfrageergebnis: Zeit- und Motivationsmangel Hauptursachen für Studienabbruch

Welches waren die am  häufigsten genannten Abbruchgründe im Bachelorstudiengang Wiwi eurer Meinung nach? Obwohl die Umfrage auf einen spezifischen Studiengang abzielte, möchte ich mich bei allen 78 Votern herzlich für die Teilnahme bedanken. Jeder Teilnehmern durfte maximal zwei Ursachen nennen und hier ist das Endergebnis der 128 abgegebenen Votes.

Interessant ist, dass ihr weder berufliche, familiäre, persönliche, noch finanzielle Gründe als Hauptursache für die hohe Abbruchquote im Wiwi-Bachelor haltet. Auch liegt es nicht in erster Linie an den Studieninhalten und den daraus möglicherweise einhergehenden Leitungsproblemen. Platz 3 und 4 in der nicht repräsentativen Ursachenliste belegen die Aufbereitung der Studienunterlagen, sowie die Betreuungsleistungen an der Fernuni Hagen.

Statt dessen liegt die Hauptursache für den Studienabbruch am Zeitmangel, gefolgt von mangelnder Motivation. Es sind damit Faktoren, die jeder Fernstudent selbst beeinflussen kann. Das ist zunächst zwar eine gute Nachricht, hört sich jedoch einfacher an, als es ist. Viele Studenten unterschätzen den hohen Zeitaufwand, der mit einem Fernstudium verbunden ist. So muss man bei einem Teilzeitstudium mit etwa 20 Stunden Lernaufwand, bei einem Vollzeitstudium mit einem Lernpensum von 40 Stunden rechnen. Doch auch die Einarbeitung in Studieninhalte , die Auffrischung von Kenntnissen oder das Nachschlagen in anderen Quellen erfordern viel Zeit, sodass unterm Strich mehr Zeit aufgewendet werden muss.

Wenn man bedenkt, dass die meisten Studenten aufgrund ihrer Berufstätigkeit in Teilzeit studieren, sind selbst 20 Stunden wöchentlich ein immens hoher Rahmen. Wenn man in der Arbeitswoche nicht lernt, müsste man am Samstag und Sonntag je 10 Stunden lernen. Viel Zeit für Familie, Hobbys etc. bleibt da nicht. Und angesichts einer regulären 40-Stunden-Woche fällt es früh morgens vor der Arbeit, bzw. am späten Abend schwer, sich zum Lernen aufzuraffen. Doch wenn man in einer Woche nichts tut, sind es in der nächsten Woche 40 Stunden. Und nur allzu schnell kommen irgendwelche unvorhergesehenen Dinge dazwischen, wodurch sich auch die Studienzeit verlängern kann.

Ein zeitlich gut durchorganisiertes Studium, sowie ein strikter Zeitplan mit ausreichend Zeitpuffern für Engpässe sind das A und O, um nicht in Zeitnot zu geraten. Von der Fernuni erhält man pro Semester nur ein großes Endziel: Die Prüfungen. Zwischendurch gilt es, das hohe Lernpensum in kleinere Lernziele aufteilen und schrittweise bearbeiten.  Hierzu ist es erforderlich, Tages-, Wochen- und Monatsziele festzulegen, sowie Lernzeiten, Inhalte und Pausen entsprechend einzuteilen.

Und natürlich gilt es auch vor Beginn eines Fernstudium gut zu überlegen, ob  man den hohen Zeitaufwand im Rahmen der individuellen Lebensumstände überhaupt aufbringen kann und möchte. Man muss bereit sein Opfer zu bringen, die Freizeitaktivitäten zurückzuschrauben und Urlaubszeiten ggf. zum Lernen zu nutzen. Das bringt nicht nur den Fernstudenten, sondern auch Familie und Arbeitgeber an ihre Grenzen. Es ist daher wichtig ist, die Entscheidung für ein Fernstudium mit der Familie und dem Arbeitgeber abzusprechen. Denn fehlende Unterstützung und mangelndes Verständnis können auch zu der zweiten, in der Umfrage genannten Ursache für den Studienabbruch führen: Motivationsmangel.

Warum mache ich das eigentlich?“ – Diese Frage sollte man sich lieber vor, als während des Studiums stellen. Denn der falsche Motivationshintergrund führt früher oder später zum Scheitern. Lediglich auf Druck des Vorgesetzten oder der Familie zu studieren ist ebenso sinnlos, wie sich für einen Studiengang einzuschreiben, der mich überhaupt nicht interessiert. Man muss bei einem Fernstudium immer bedenken, dass man sich nicht auf den Herdentrieb verlassen kann, sondern viel Eigeninitiative aufbringen muss.Um motiviert zu bleiben, ist es zunächst wichtig, etwas zu studieren, was einen interessiert und im Hinblick auf persönliche oder berufliche Ziele Sinn macht. Ideal ist, wenn man aus dem Fernstudieren ein richtiges Hobby macht. Dann macht das Lernen auch Spaß und die Erfolge  pushen die Motivation.

Fazit

Für ein Studium an der Fernuniversität Hagen braucht man viel Biss und Disziplin. Das Fernstudium ist eisenhart und Gegenwind kommt von allen Seiten. Aber das ist es nicht nur an der Fernuni, sondern bei jeden Fernstudium der Fall. Auch wenn die Fernuni Hagen über eine hohe Abbruchquote von etwa 70 Prozent verfügt, so ist es durchaus möglich, das Studium erfolgreich abzuschließen. Man sollte sich daher nicht durch die anhaltende Diskussion beirren oder gar von seinem Weg abbringen lassen. Allerdings sind die Anforderungen an die eigene Person hoch.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor ist effektives Zeitmanagement. Auch ich habe die zeitlichen Anforderungen sehr unterschätzt und gedacht, das Fernstudium neben dem Job relativ zügig über die Bahn bringen zu können. Aber nix war – Nachdem ich mich von dem ersten 5-Kilo-Studienpaket erholt habe, musste ich feststellen, dass ich die angepeilten 20 Stunden pro Woche einfach nicht aufbringen kann. Der Schritt in die Selbstständigkeit hat das Zeitproblem nicht gerade besser gemacht. Jetzt habe ich so gut wie gar keine Zeit mehr zum Studieren. Natürlich litt auch die Motivation darunter, ohne die man ein  nebenberufliches Studium kaum schaffen kann.

Ein Grund für das anhaltende Motivationstief war u.a. die mir persönlich viel zu lange Studiendauer, bis ich endlich das Wiwi-Bachelorstudium geschafft hätte. Selbst wenn ich zwei Module pro Semester bestanden hätte, würde ich 4-5 Jahre studieren. Und in meinem Fall hätte ich allerhöchstens ein Modul pro Semester geschafft. Mit jeder nicht geschriebenen Prüfung verlängerte sich die Studienzeit natürlich. Nur möchte ich nicht 8-10 Jahre studieren, um einen zweiten Bachelorabschluss in der Tasche zu haben. Schließlich war ja eigentlich der Wiwi-Master mein Ziel, für den ich allerdings den Bachelorabschluss bräuchte, um den Master an der Fernuni machen zu können. Eine private Fernhochschule, bei der ich direkt den Maaster in Wirtschaftspsychologie hätte machen können, kam für mich aufgrund der Kosten für ein Fernstudium nicht in Betracht – blieb somit nur die Fernuni als einzige Alternative für ein nebenberufliches Studium.

An der Fernuni Hagen selbst hatte ich bisher nicht viel auszusetzen. Ich lerne gerne als Einzelkämpfer, brauche weder viele Präsenzphasen, noch einen persönlichen Mentor, den ich täglich mit Fragen bombardieren kann. Dennoch vermisse ich das normale Uni-Leben. Ich denke, dass mir das am meisten zu schaffen macht. Die Doppelbelastung als Fernstudent ist echt hart, i.d.R. hat der Job die oberste Priorität, das Fernstudium läuft nebenbei. Mir fiel es schwer, konsequent zu lernen, da ich viele andere Baustellen hatte, die mir wichtiger waren. Momentan überlege ich, ob ich nicht doch wieder ein Präsenzstudium an meiner alten Uni aufnehme und dann dort den Master mache. Sobald ich die Zeit dafür habe, werde ich das wohl in Angriff nehmen und mich wieder ins Studentenleben stürzen.

Es gibt beim Fernstudium immer einen Punkt, an dem man sich entscheiden muss. Hat man den Biss, den Willen und die Disziplin, kann man das Studium mit einem guten Zeitmanagement und dem Delegieren von Aufgaben schaffen. Wichtig ist, dass man sich selbst immer wieder motivieren kann und ein Ziel verfolgt, das einem wichtig ist. Dann kann man es schaffen und dann zahlen sich Freizeitverzicht und anstrengende Lernphasen auch aus. Denn Arbeitgeber bewerten ein erfolgreich abgeschlossenes Fernstudium häufig positiver als einen herkömmlichen Studienabschluss. Wer die Doppelbelastung Studium und Job gemeistert hat, stellt wichtige Softskills, wie Disziplin, Organisationsvermögen, sowie Leistungs- und Motivationsfähigkeit unter Beweis.

Voraussetzung für den Studienerfolg ist jedoch, dass das ganze Umfeld aus Familie, Arbeitgeber und Freunden mitzieht. Denn mit Unterstützung, Verständnis und Entgegenkommen lernt es sich deutlich leichter. Und ist das Fernstudium endlich geschafft, kann man mit stolzer Brust auf die anstregende und entbehrungsreiche Zeit zurückblicken. Mit dem Abschluss in der Tasche hat man nicht nur persönlich Großes geleistet, sondern auch einen wichtigen Schritt für die eigenen Karrierechancen getan. Und nicht zuletzt ist es ein gutes Gefühl, sich auch in stressigen Lebensphasen auf Familie und Freunde verlassen zu können!

Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

8 Kommentare zu "Fernstudium: Zeitmanagement und Selbstmotivation wesentliche Erfolgsfaktoren"

  1. Die große Frage wäre ja auch erstmal, wie Abbruch denn überhaupt definiert wird. Ich keine einige, die ein paar Semester an der Fernuni studiert haben, weil sie z.B. aktuell kein Studienplatz bekommen haben an ihrer Uni. Später wechseln sie dann dort hin und machen weiter. Aus Sicht der Fernuni wirkt das aber wie ein Abbruch, oder?

    Ich denke auch, man muss diesen Schritt sehr bewusst gehen und Spaß daran haben zu lernen und sich zu motivieren. Wie du schon so passend sagst, im Idealfall wird es zu deinem Hobby.

  2. Hey Max,

    vielen Dank für deinen Beitrag. Ja, du hast absolut Recht: Abbruch ist nicht gleich Abbruch. Und an der Fernuni ist die Hürde zum Studieneinstieg nun mal recht niedrig. Das weiß die Uni aber bestimmt auch, weshalb sie mit der hohen Abbruchquote auch relativ gelassen umgeht.

    Die meisten brechen auch im ersten Jahr ab, was schon zeigt, dass viele das Fernstudium einfach nur testen oder Wartezeiten überbrücken wollen. Wer es wirklich ernst meint und das Studium durchorganisiert hat, der packt es sicherlich auch bis zum Schluss ;).

    Viele Grüße,

    Alicia

  3. Hallo Alicia,

    bei mir stand es immer wieder auf der Kippe: Fernstudium weitermachen oder aufhören. Selbst jetzt während ich meine BA-Arbeit schreibe (Kuwi), ist das noch so ;o)
    Geholfen haben die Präsenzveranstaltungen, die persönlichen Kontakte daraus und das mir das Einzelkämpfertum meistens liegt.
    Doch ich denke, bevor man es probiert hat, weiß man gar nicht, was da mit der FernUni Hagen auf einen zukommt. Der Einstieg ist leicht – wie du so schön darstellst – aber das Durchhalten braucht dann schon handfeste Gründe.

    LG

  4. Hey Lucia,

    vielen Dank für deinen Kommentar! Es tut gut zu hören, dass es nicht nur mir so geht … ;). Umso stolzer kannst du sein, dass du das Studium bis heute durchgehalten hast! Da gehört schon viel dazu.

    Ich finde, dass es äußert schwer ist, zu Beginn des Fernstudiums zu entscheiden, ob man es packen kann oder nicht. Denn als Fernstudent muss man beides sein: Einzelkämpfer und Teamplayer. Denn ganz ohne Kontakt zur Außenwelt ist es oft schwer, sich zu motivieren. Die freiwilligen Veranstaltungen in den Studienzentren sind daher eine super Abwechslung, um neue Kraft zu tanken und Kontakte zu knüpfen!

    Ich wünsche dir viel Erfolg für deine Bachelorarbeit. Halte diese Phase noch durch, dann hast du es geschafft!

    Liebe Grüße,

    Alicia

  5. Hey wie immer guter Artikel.

    Ich glaube viele gehen da ein bisschen unvorbereitet an die Sachen, die denken das man mal eben ein Studium neben dem Beruf machen kann und wenn Sie dann die Unterlagen bekommen, werden Sie von dem Berg von Aufgaben erstmal erschlagen. Fernstudium klingt ja auch toll und viele wollen ja Studieren, aber es ist eben was ganz anderes wenn man sich fast alles selber beibringen muss, und nicht wie in der Schule alles vorgekaut bekommt.

    Vor allem im ersten Semester, heißt es durchhalten und reinpowern um sich an das Lernen zu gewöhnen. Ich war zum Glück noch nicht ganz so lange mit dem Lernen raus und es viel mir noch recht leicht. Aber wenn man älter ist, muss man in seinem Leben erstmal Platz fürs Studium schaffen und Freizeit dafür opfern.

    Am Anfang ist man zwar noch Motiviert und geht frohen Mutes an die Unterlagen, aber spätestens wenn man bei einem Thema mal 2 Tage davor sitzt und nur Bahnhof versteht, fragt man sich warum man das macht immerhin bedeutet so ein Studium ein Verzicht auf Geld und Freizeit und wenn man dann nicht das Durchhaltevermögen und den Willen hat gibt man auf.

    Ich glaube aber das wenn man das 1. Semester geschafft hat und ungefähr einschätzen kann was für ein Lernaufwand so ein Studium bedeutet, wird man in der Regel auch nicht mehr aufhören. Man muss nur herausfinden was man für ein Lernpensum hat und sich auch nicht zu viel zumuten.

    Ich hatte das erste Semester 4. Module, habe alle mit 2-3 bestanden und das ist schon ein Erfolgserlebnis. Allerdings habe ich auch festgestellt, das bei einer 40 Stunden Woche und diversen Nebenbeschäftigungen 4 Module wirklich zu viel sind weshalb ich nur noch max. 3 Module buchen werden. Aber mir macht das Studium einfach Spaß, habe schon eine Menge neuer Leute kennen gelernt. Bei uns kann man zwar als Einzelkämpfer versuchen das Studium zu bestehen, aber da ca. 70% aus der Region kommen und man durch die Online Plattform schnell andere Mitstudenten in Kontakt treten kann findet man schnell Leute die mit einem Zusammen lernen kann 🙂 und es ist eine bessere Alternative als seine Abende allein vor den Unterlagen zu verbringen 🙂

  6. Hey lomomo,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag und deine Erfahrungen mit dem Fernstudieren!

    Ich glaube auch, dass es viel ausmacht, wie lange man bereits mit dem Lernen raus ist. Bei mir waren es zwar nur etwa 2 Jahre, aber das hat auch schon gereicht, um aus dem Rhythmus zu kommen. Und die ganzen Mathe-Sachen hatte ich hauptsächlich noch während meiner Zeit bei der FOS.

    Man muss eben wirklich Platz für das Studium schaffen. Neben einem Vollzeitjob kann man meiner Erfahrung nach höchstens 2 Module pro Semester schaffen, wenn einem die Freizeitaktivitäten sehr wichtig sind, maximal noch 1. Entsprechend lang wird die Studienzeit … Hier kann es manchmal eine gute Alternative sein, nach Möglichkeit die wöchentliche Arbeitszeit zu verkürzen, um mehr Raum zum Studieren zu schaffen.

    Man muss eben Prioritäten setzen!

    Viele Grüße,

    Alicia

  7. Ich denke das größte Problem ist, dass viele sehr unvorbereitet an die Sache herangehen. Sie denken so ein Fernstudium ist eben mal so nebenbei zu absolvieren. Da häufig noch 1 oder 2 Jobs nachgegangen wird, um das Fernstudium finanzieren zu können, ist schon eine guter Zeitplan erforderlich, um das Pensum bewältigen zu können. Die Selbstmotivation spielt dabei natürlich eine entscheidende Rolle. Aber wenn du ein Ziel vor Augen hast, dann weißt du wofür du das auf dich nimmst.

  8. Hallo Michael,

    vielen Dank für deinen Kommentar! Ich kann auch nur aus eigener Erfahrung sagen, dass ein Fernstudium definitiv nicht nur nebenbei absolviert werden kann. Auch wenn immer mit „nebenberuflich“, „bequem“ und „flexibel“ geworben wird – Selbst mit einem Modul ist man mit etwa 10 Stunden die Woche dabei. Man muss dem Fernstudium Priorität einräumen und bereit sein, für eine gewisse Zeit auf Freizeit und freie Wochenenden zu verzichten. Dann schafft man das auch!

    Viele Grüße,

    Alicia

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