Umfrage: Ursachen für hohe Abbruchquoten beim Wiwi-Bachelor

Studierendenentwicklung Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften

Als ich neulich durch das neuste Exemplar des „Sprachrohrs“ (Zeitschrift der Studierendenschaft der Fernuni Hagen) geblättert habe, hat ein kleiner Artikel meine Aufmerksamkeit erregt. Naja, Artikel wäre vielleicht übertrieben, vielmehr war es ein beiläufiger, kleiner Abschnitt eines Artikels, den man mit Leichtigkeit hätte übersehen, bzw. überlesen können. Aber das Wort „Abbruchquote“ hat mit irgendwie magisch angezogen.

Leider gibt es von seiten der Fernuni Hagen keine offiziellen Zahlen, was die Abbruchquote der Studiengänge angeht, aber vielleicht ja auch aus guten Grund. Ich habe bereits vor einigen Monaten einen Artikel zu diesem Thema verfasst, bei dem ich die Abbrecherquote an der Fernuni Hagen über alle Studiengänge auf etwa 70 Prozent geschätzt habe. Wie gesagt, dies war nur der Versuch einer Annäherung an die tatsächlichen Zahlen, der sich an den öffentlich verfügbaren Statistiken der Fernuni richtet.

Nun hat das Thema durch den überschaubaren Abschnitt im „Sprachrohr“ erneut meine Aufmerksamkeit gewonnen. In dem Artikel aus der Fachschaft Wirtschaftswissenschaften wurden insgesamt drei Themen behandelt. Und natürlich war das interessanteste Thema, nämlich die Abbrecherquote, der letzte und auch der kürzeste Abschnitt. Aber egal. Nachdem sehr ausführlich über die Vergabepraxis bei Seminaren und den neuen Masterstudiengang Wirtschaftsinformatik berichtet wurde, wurde zuguter letzt die Abbruchquoten, insbesondere im Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften angesprochen.

Der Abschnitt begann mit den Worten „Zu guter Letzt ein noch unerfreuliches Thema“ und nach meinen Recherchen ist es diese Formulierung noch untertrieben. Bernd Huneke, der Verfasser des Artikels, berichtet:

„Am Rande der letzten Senatssitzung wurde ich von einem Professor aus der Wirtschaftswissenschaft gefragt, ob ich eine Idee hätte, warum derart viele Studierende ihr Studium abbrechen.“

Man beachte die Formulierung „derart viele“ … Huneke fuhr auch gleich mit dem eigentlichen Problem fort:

„Gerade für die Finanzierung einer Universität ist nicht nur die Studierendenzahl, sondern auch die Absolventenzahl wichtig.“

Und in der Tat sind hohe Abbruchquoten kein ideales Aushängeschild für Deutschlands größte Universität. Zwar wirbt die Fernuni Hagen immer mit dem Anstieg ihrer Studierendenzahlen, doch wenn dort, wo viel reinkommt, am Ende kaum was rauskommt, ist die Frage berechtigt, wo denn die breite Masse eigentlich abgeblieben ist. Kein Wunder daher, dass das dunkle Loch im Trichter der Fernuni Fragen aufwirft.

Studierende und Absolventen im Bachelorstudiengang Wiwi?

Um der ominösen Abbruchquote beim Wiwi-Bachelor auf den Grund zu gehen, habe ich mir mal die Studierendenzahlen und die Absolventenzahlen der vergangenen Semester, bzw. Jahre angeschaut.

Doch fangen wir zunächst einmal bei der (für die Fernuni) recht erfreulichen Entwicklung der Studierendenzahlen im Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften an. Ich habe diese für die vergangenen Semester mal in einer kleinen Tabelle dargestellt:

Semester
Studierende
WS 2011/12
11.595
SS 2011
10.439
WS 2010/11
9.744
SS 2010
7.861
WS 2009/10
7.497
SS 2009
6.423
WS 2008/09
5.575
SS 2008
4.401
WS 2007/08
3.501
SS 2007
1.722
WS 2006/07
944

Wie man gut sehen, sieht die Studierendenentwicklung beim Wiwi-Bachelor seit Einführung im Wintersemester 2006/07 recht rosig aus und der Trend zeigt eindeutig nach oben. Noch besser kommt diese positive Entwicklung in einem Diagramm zur Geltung (Linien nach oben kommen so gut wie immer gut an ;):

Studierendenentwicklung Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften

So, in den Studierenden-Trichter der Fernuni kommt also Semester für Semester ganz schön was rein. Die Gründe für den Anstieg an Studenten liegen zum Einen sicherlich am günstigen Preis (keine Studiengebühren) im Vergleich zu privaten Anbietern. Auch die doppelten Abiturjahrgänge dürften der Fernuni Hagen den ein oder anderen Studenten mehr beschert haben.

Jetzt wollen wir uns aber anschauen, was denn letztendlich aus dem Trichter rauskommt. Als ich mir heute mal die Absolventenstatistik angeschaut habe, musste ich wirklich zwei mal hingucken. „Hä? Echt? Ein bisschen wenigwaren meine ersten Gedanken. Und tatsächlich sind die Zahlen der Absolventen der vergangenen Jahre, also derjenigen, die erfolgreich die Abschlussprüfung bestanden haben, ernüchternd. Die Absolventenstatistik für den Wiwi-Bachelor fängt erst im Jahr 2008 an, da dann die ersten Studenten mit ihrem Studium fertig wurden. Eine exakte Zuordnung, bzw. ein direkter Vergleich der Studierenden- und Absolventenzahlen pro Jahr ist nicht möglich, da die Studiendauer je nach Voll- oder Teilzeitstudium, bzw. je nach Anzahl der belegten Module, variiert.

Und hier mal die nackten Zahlen:

JahrAbsolventen
201080
200967
200810

Ich erspare mir an dieser Stelle einmal, die Zahlen zusätzlich in einem Diagramm darzustellen. Und auch wenn diese Linie ebenfalls nach oben zeigen würde, so wäre die Interpretation der Entwicklung aufgrund der Datenbasis einfach nur traurig.

Es ist kaum vorstellbar, dass bei den tausenden Studenten, die sich an der Fernuni Hagen für den Bachelorstudiengang Wiwi einschreiben lassen, nur ein kleiner Bruchteil erfolgreich die Abschlussprüfung besteht! Und anscheinend ist dieses schwarze Loch keine einmalige Erscheinung, sondern zeigt bereits seit drei Jahren seine tiefen Abgründe auf. Höchste Zeit also, dass man sich mal intensiv mit den Ursachen beschäftigt. Wie aus dem Artikel des „Sprachrohrs“ hervorgeht, ist die Fernuni mittlerweile auch auf das Problem aufmerksam geworden, wie Verfasser Bernd Huneke schreibt:

„Darum möchte die Fakultät die Absolventenzahl steigern und die Abbruchquote senken.“

Das ist doch mal ein Ziel! Ich glaube, dass das Problem in den vergangenen Jahren nicht nur totgeschwiegen, sondern auch ignoriert wurde. Warum auch nicht, solange die Anzahl der Studierenden stetig steigt. Nur könnte sich dies auch schnell ändern, denn unzufriedene Studenten sind keine gute Werbung. Und negative Nachrichten sprechen sich nun mal viel schneller rum, als positive. Man darf nicht unterschätzen, dass sich viele Studieninteressierte Erfahrungsberichte anderer Studenten einholen und vorab ausführlich informieren. Ein negatives Feedback, welches nicht nur vereinzelt, sondern massiv auftritt, könnte ihrem (noch) sehr guten Ruf schaden und die Fernuni finanziell enorm schädigen.

Wo bleibt also der Rest?

Wo bleibt der Rest?In Anbetracht der hohen Studierenden- und der katastrophalen Absolventenzahlen ist dies eine berechtigte und auch wichtige Frage. Es ist höchste Eisenbahn, dem schwarzen Loch auf den Grund zu gehen und die Ursachen für die sich in Luft aufgelösten Studentenmassen zu beleuchten. Ein kleinen Ansatz dazu hat Bernd Huneke bereits in seinem Artikel versucht:

„Sicher stellt für viele von uns die Doppelbelastung im Leben ein Problem dar und führt zu übermäßig vielen Abbrüchen im Vergleich zu einer klassischen Präsenzuniversität. So verbleibt mir nur der Hinweis, dass ein zweiter Klausurentermin im Semester und auch die Wiederholungsmöglichkeit von knapp bestandenen Klausuren zur Notenverbesserung hilfreich wären.“

Naja, ich glaube nicht, dass die „übermäßig vielen Abbrüche“ an der Fernuni Hagen ein Phänomen der Lehrform Fernstudium sind. Schließlich verzeichnen private Anbieter von Fernstudiengängen vergleichsmäßig hohe Absolventenzahlen und haben nicht mit einem derartigen Problem zu kämpfen. Die Ursachen sind daher höchstwahrscheinlich an die Fernuni Hagen gebunden. Dies soll nicht bedeuten, dass es ausschließlich an der Fernuni liegen muss, schließlich gibt es auch zahlreiche persönliche, familiäre oder berufliche Gründe, die zu einem Studienabbruch führen können. Allerdings muss man hier den direkten Vergleich zu anderen Fernhochschulen wahren, deren Abbruchquoten deutlich niedriger liegen.

Ursachen für Abbruchquoten beim Wiwi-Bachelor

Nachdem der Autor selbst nach möglichen Ursachen für die hohen Abbruchquoten gesucht hat, erfolgte die Aufforderung:

„Wenn ihr weitere Ideen habt, wie die Uni das Studium verbessern und die Abbrecherquoten senken kann, werden wir diese Ideen gerne in der Fachschaft WiWi sammeln und gegenüber den Professoren ansprechen.“

Diesem Aufruf gehen wir doch gerne nach, immerhin tut sich endlich was. Jetzt geht es also an die große Ursachenforschung. Auch ich habe mir schon meine Gedanken darüber gemacht, schließlich bin ich selbst Wiwi-Studentin – auch wenn ich bei meinem Studium zurzeit den „Pause“-Knopf gedrückt halte. Und ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich nicht bald selbst im schwarzen Loch der verloren gegangenen Studenten abtauchen werde. Meine Gründe für einen eventuellen Studienabbruch lägen hauptsächlich in der beruflichen Neuorientierung, die ich mit der Selbstständigkeit eingeschlagen habe. Aber auch der damit verbundene Zeitmangel und der hohe Umfang der Lehrmaterialien sind Gründe, die dafür sprächen. Denn auch wenn ich mit den Studienmaterialien ganz zufrieden war, so haben mich das hohe Lernpensum und der Anspruch der Studieninhalte teilweise überrascht.

Vielleicht liegt es auch daran, dass ich alle Studienunterlagen auf einmal bekommen habe und mit das Paket etwas erschlagen hat. Aber auch beim Blick in die Hefte und der Feststellung, dass ich an der ein oder anderen Stelle noch viel aufzuarbeiten habe, hat mich im Zeitplan zurückgeworfen. Und die Tatsache, dass man teilweise nicht mal aus den Studienheften schlau wurde, weil sie eher schlecht als recht aufbearbeitet waren, würde mich nicht wundern lassen, wenn auch viele andere Studenten mit dem Lernstoff und der Aufarbeitung ihre Probleme hätten.

Mögliche Gründe gibt es viele. Die Frage ist: Liegt es eher an der Fernuni und ihrem Studienangebot oder sind doch eher private oder berufliche Gründe für den Abbruch ausschlaggebend. Um auf ein paar Ideen zu kommen, worauf es noch liegen könnte, habe ich mal eine Statistik der Motive von Studienabbrechern in den Jahren 2008 und 2010 herausgekramt:

Was war das ausschlaggebende Motiv für den Abbruch Ihres Studiums?

Wie man deutlich sieht, sind waren die Studienbedingungen bei dieser Befragung nicht die Hauptursache für den Studienabbruch. Man muss allerdings bedenken, dass Präsenzstudenten befragt wurden. Die Studienbedingungen bei einem Fernstudium sind ganz andere sind und wahrscheinlich auch bedeutender, als bei einem Präsenzstudium.

Als Hauptursachen für den Abbruch des Studiums kann man Leistungsprobleme und die berufliche Neuorientierung nennen, wobei die Ursache Leistungsprobleme von 2008 bis 2000 deutlich abgenommen hat, während sich die Anzahl derer, die aufgrund einer beruflichen Neuorientierung ihr Studium abbrachen, fast verdoppelte.

Auch finanzielle Probleme und mangelnde Studienmotivation wurden als Hauptmotive für den Studienabbruch genannt. Diese beiden Motive sind in der Zeit zwischen den Jahren 2008 und 2010 nahezu gleichbleibend relevant geblieben.

Diese Statistik soll nur als Hilfestellung für die Ursachen der Abbruchquoten an der Fernuni Hagen dienen, denn schließlich bestehen zwischen Fernstudienmarkt und dem „normalen“ Studium wesentliche Unterschiede, dich sich auch in den Ursachen für einen Studienabbruch äußern können.

Umfrage

Da eine, bzw. meine Meinung zu potentiellen Ursachen lediglich ein Tropfen auf den heißen Stein und keinesfalls repräsentativ ist, seid nun ihr gefragt. Was sind eurer Meinung nach die Ursachen für die hohen Abbruchquoten beim Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften? Und was könnte eurer Meinung nach verbessert werden, damit am Ende mehr Absolventen rauskommen? Vielleicht seid ihr selbst im Wiwi-Bachelorstudiengang eingeschrieben und könnt über eure eigenen Probleme und Eindrücke berichten. Oder ihr habt euer Studium bereits abgebrochen, dann interessieren uns natürlich die Ursachen für den Abbruch. Habt ihr von Freunden, Familienangehörigen oder Bekannten gehört, was an der Fernuni schiefläuft? Oder ihr habt einfach eine eigene Meinung zum Studium an der Fernuni Hagen, die ihr hier natürlich gerne kundtun könnt!

Nehmt jetzt an der Online-Umfrage teil, kreuzt an, was warum aus eurer Sicht so viele Fernstudenten der Fernuni-Hagen ihr WiWi-Studium abbrechen und „Votet“ mit. Es sind 2 Antworten möglich.

An der Online-Umfrage könnt ihr bis einschließlich 8. Februar 2012 teilnehmen. Und was neben den Gründen für die hohen Abbrecherquoten natürlich auch interessant ist, ist, wie oder was man besser machen könnte. Also: Was könnte die Fernuni eurer Meinung nach noch verbessern, um die Absolventenzahlen zu steigern? Schreibt eure Meinung einfach in einem Kommentar!

Ich freue mich auf zahlreiche Teilnehmer an der Umfrage und viele Kommentare! Bin mal gespannt, was dabei rauskommt und natürlich werden die Ergebnisse nach Ende der Umfrage ausgewertet und in einem neuen Artikel verpackt ;)!

Über den Autor

Alicia
Hier schreibt Alicia, 36 aus dem schönen Geesthacht an der Elbe. Im WS 2010/11 habe ich ein WiWi-Fernstudium an der Fernuni-Hagen begonnen - Und bereits nach 18 Monaten erfolgreich abgebrochen. Die Gründe: Eine voreilige Entscheidung, berufliche Veränderungen und die Einsicht, dass nicht jeder der geborene Fernstudent ist. In meinem Blog berichte ich über persönliche Erfahrungen, Eindrücke, Probleme und Fragen aus meiner Fernstudienzeit, sowie allgemeine Informationen und News rund um das Thema Fernstudium und wirtschaftswissenschaftliche Studiengänge. Mein Ziel ist es, Studieninteressierte bei ihrer Entscheidungsfindung zu unterstützen, damit das Projekt Fernstudium auch ein nachhaltiger Erfolg wird.

17 Kommentare zu "Umfrage: Ursachen für hohe Abbruchquoten beim Wiwi-Bachelor"

  1. Die meisten Absolventen kommen noch, da es oft länger dauert und nur die wenigsten es voll durchziehen. Somit werden ein Großteil der Leute die 2006/07 angefangen haben 2012/13 fertig sein.

    Ich hab bei der Erstsemesterveranstaltung bei meiner Uni mal nachgefragt. Zur hohen “Abbruchquote” wurde mir damals, das die meisten im ersten Semester Ihr Fernstudium abbrechen und zwar weil die meisten den Arbeitsaufwand unterschätzen und einfach zu wenig Zeit haben.

    Allerdings sei die “Abbruchquote” bei den Fernstudenten aus meiner Uni sehr gering da viele das neben dem Beruf mache und genau wissen warum Sie studieren.

  2. Hallo Alica,

    ich denke, dass die meisten Studis im Teilzeitstudium sind und mindestens die Regelstudienzeit von 9 Semestern oder bei Aussetzern für die Arbeit noch mehr brauchen. Und das macht für die ersten aus dem WS06/07 + 9 Semester das Wintersemester 2010/2011, das 3/2011 endet (also wenn alles optimal läuft!). Die Statistik geht aber nur bis 2010.

    Darum denke ich, dass die Zahlen noch nicht tragfähig sind und erst in 2011 oder 2012 ansteigen werden.

    Viele Grüße
    Nikkson

  3. Hi Alicia,
    guter Artikel, schön ausgearbeitet.

    Ich wollte mich gerade zur Mathe und WiWi Prüfung im März anmelden und habe dazu die Studien -und Prüfungsinformationen durchgeblättert. Nun stelle ich zu meiner absoluten Verwunderung fest, dass man die Klausuren nicht im Regionalbüro in Hamburg schreiben kann. Ist das richtig???

    Lieben Gruß,
    Chris

    Für was gibt es dann in Hamburg ein Regionalbüro??

  4. Hey lomoma & Nikkson,

    vielen Dank für eure Kommentare!

    Ja, da habt ihr sicherlich recht, dass die Zahlen der Absolventenstatistik noch nicht besonders aussagekräftig sind. Mal sehen, wie sich das in den kommenden Jahren entwickelt.

    Zumindest eines wird dadurch aber deutlich: Anscheinend brauchen die meisten Studenten länger, als gedacht. Ich glaube, dass nur die wenigsten (Vollzeitstudenten) ihr Studium in der Regelstudienzeit schaffen und die Unterschätzung des Lernaufwandes sicherlich ein Grund dafür ist.

    Vielen Dank & Grüße,

    Alicia

  5. Hey Chris,

    ja, Hamburg wird leider nicht immer als Klausurort angeboten. Im letzten Semester war dies ebenfalls schon der Fall.

    Ich habe eben in den Studien- und Prüfungsinformationen geschaut und Mathe wird auch diesmal nicht in Hamburg angeboten. Der nächstgelegen Ort wäre dann Bremen. Ich glaube schon, dass Hamburg für die Fernuni die erste Adresse für Prüfungen wäre, aber manchmal finden sich keine Räume, die in der Zeit frei wären. Dann wird auf Bremen ausgewichen.

    Besonders berauschend ist das natürlich nicht, weil das wieder längere Anfahrtswege bedeutet. Aber zum Glück kommen die Klausurphasen ja auch nur einmal im Semester….

    Viele Grüße & Erfolg bei den Klausuren,

    Alicia

  6. Wenn man sich die gesamte Absolventenstatistik betrachtet, dann sieht es doch gar nicht mehr so dürftig aus. 409 Studierende haben 2010 ihren Bachelorabschluss geschafft und insgesamt wurden 1313 Abschlussprüfungen bestanden. Das ist ordentlich. Mich würde es ärgern, wenn – wie bei so mancher privaten Fernschule – jeder Hinz und Kunz das Studienziel erreicht.

  7. Hey Dietmar,

    vielen Dank für deinen Kommentar! Ja, das stimmt. Die Gesamt-Statistik der Absolventen über alle Studiengänge sieht deutlich besser aus. Allerdings scheint die Situation explizit beim Bachelorstudiengang Wiwi deutlich schlechter zu sein.

    Das liegt sicherlich auch daran, dass sich die Studiengänge stark voneinander unterscheiden. So hat z.B. der Psychologie-Studiengang deutlich mehr Präsenzphasen, als der Wiwi-Bachelor. Und auch bei den Unterlagen dürfte es signifikante Unterschiede geben, die anscheinend über die Absolventenzahlen entscheiden.

    Auf der einen Seite spricht das natürlich für den hohen Anspruch der Lehrinhalte, allerdings würde sich die Fernuni sicherlich auch freuen, wenn auch Hinz und Kunz bis zum Schluss durchhalten ;).

    Viele Grüße,

    Alicia

  8. Florentina Sauerbach | 11. Januar 2012 um 11:03 | Antworten

    Hallo in die Runde,
    mit dem Vergleich von Studienabbruchzahlen an anderen Fernlehrinstituten wäre ich vorsichtig, diese sind nur bedingt vergleichbar.

    Die Definition des Studienabbruchs ist innerhalb der Forschung nicht einheitlich – jede Studie definiert ihr Verständnis eines Studienabbruches neu. Somit sind auch Ergebnisse nur bedingt vergleichbar.
    Gießen definiert den Studienabbruch als einen endgültigen, wenn die Studieren-den ihr begonnenes Studium ohne Abschluss beenden und keinerlei Absicht haben zu einem späteren Zeitpunkt weiter zu studieren und sich auch in den folgenden zwei Jahren nicht wieder einschreiben (Schröder & Daniel, 1988). Hier bleibt offen, ob es sich um ein Erst- oder Zweitstudium handelt oder wie Studiengangswechsel beachtet werden.
    Heublein, Schmelzer und Sommer (2008) weiten dieses Definition in ihrem Projektbericht zur Entwicklung der Studienabbruchquote an deutschen Hochschulen weiter aus. Sie definieren den Studienabbruch über Studierende, die sich im Erststudium befinden und die Hochschule ohne Abschluss verlassen. Studieren-de, die sich in einem Zweitstudium befinden, sind demnach keine Studienabbre-cher, wenn sie dieses Studium nicht beenden. Auch Studiengangs-, Fach- und Hochschulwechsler sind nach dieser Definition keine Studienabbrecher (Heublein, Schmelzer & Sommer, 2008).
    Kolland wiederum unterteilt Studienabbrecher in drei Gruppe: frühe, späte und sehr späte Studienabbrecher (Kolland, 2002). Innerhalb dieser drei Gruppen werden unterschiedliche Abbruchsgründe vermutet: Frühe Studienabbrecher haben laut Tinto (1982) eher Probleme mit der sozialen Integration – späte mit der akademischen – sprich dem Leistungsanspruch (Tinto, 1982).
    Helmut Fritsch vom Zentralen Institut der Fernstudienforschung der FernUniversi-tät Hagen (ZIFF) differenzierte die Definition von „Abbrechern“ bezogen auf die Fernlehre im Jahre 1988 in
    • „nonstarter“ (beginnen nicht mit dem belegten Kurs – Motivation der Belegung war nur das Kursmaterial zu besitzen),
    • „draw-backs“ (beginnen den belegten Kurs in Ansätzen zu bearbeiten und vereinzelt Einsendeaufgaben einzusenden – Motivation der Belegung war nur sich auf dem Laufenden zu halten in Bezug auf aktuelle Entwicklungen),
    • „Dropout“ (wollen den Kurs wirklich bearbeiten, beginnen auch, senden Ein-sendeaufgaben ein, ziehen sich aber kurz vor der Klausur zurück),
    • „no-shows“ (bearbeiten alles, senden alle Aufgaben ein, erscheinen aber nicht zur Prüfung),
    • Die Verbleibenden sind die, die zur Klausur antreten und sie bestehen bzw. nicht bestehen (Fritsch, 2003).

    Es hängt also davon ab, wie gemessen wird und wer tatsächlich als Studienabbrecher bezeichnet wird.
    lg Flo

  9. Hey Flo,

    vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und die Differenzierung von Studienabbrechern. Abbruch ist halt nicht gleich Abbruch. Ich gehöre wohl zur Gruppe „Dropout“, weil ich auch die EAs bearbeitet, aber die Prüfung nicht mitgeschrieben habe.

    Ich denke auch, dass es an der Fernuni leichter fällt, das Studium abzubrechen, als bei privaten Anbietern, da der finanzielle Schaden nicht ganz so hoch ist. Wer pro Semester 1.500 – 2.000 Euro Studiengebühren zahlt, wird sich dreimal überlegen, das Studium abzubrechen. An der Fernuni kostet fast das gesamte Studium so viel. Insofern könnte dies auch ein Grund für mehr Abbrecher sein.

    Aber du hast Recht, dass die Art und Weise, wie gemessen wird und was eigentlich als Abbruch definiert wird ausschlaggebend ist. Ist schon interessant, wie differenziert man das Thema betrachten kann!

    Vielen Dank & Grüße,

    Alicia

  10. Florentina Sauerbach | 11. Januar 2012 um 18:25 | Antworten

    Hallo Alicia,
    ich finde das Thema total spannend, habe darüber meine BAarbeit (s. Link oben) geschrieben: „Präventive Strategien zur Verhinderung von Studienabbrüchen im Fernstudien.“ 😉 Die Kosten-Nutzen-Analyse war auch ein großes Thema.
    lg Flo

  11. Hey Flo!

    Das hab ich mir schon fast gedacht ;)! Wer einen solch ausführlichen Beitrag postet, muss sich mit dem Thema intensiv auseinandergesetzt haben!

    Vielen Dank auch für den Link und die Zusatz-Infos, die eine echte Bereicherung für diesen Artikel ist!

    Liebe Grüße,

    Alicia

  12. Hallo, Alicia!

    Mein Kommentar gibts jetzt!
    —–
    “Am Rande der letzten Senatssitzung wurde ich von einem Professor aus der Wirtschaftswissenschaft gefragt, ob ich eine Idee hätte, warum derart viele Studierende ihr Studium abbrechen.”
    —–
    Der Mann ist ein Witzbold, das Thema Abbrecher ist schon 1976 vom ZIFF hinreichen beleuchtet worden.
    Was hats gebracht?
    Nix!
    1988 haben die noch mal eine Untersuchung veröffentlicht.
    —–

    Also bekannte Materie!
    —–
    Man beachte die Formulierung “derart viele” … Huneke fuhr auch gleich mit dem eigentlichen Problem fort:

    “Gerade für die Finanzierung einer Universität ist nicht nur die Studierendenzahl, sondern auch die Absolventenzahl wichtig.“
    —–
    Das ist auch der Punkt warum an der FernUNI die Abbrecherquote die jetzt juckt!

    Im Wissenschaftsministerium in Düsseldorf ist man durch den Hr. Pinkwart drauf gekommen, sich auch mal zu fragen, welche Hochschulen einfach ihren Zweck erfüllen.
    Dabei hat man sich auch Gedanken gemacht, dass der Zweck einer Hochschule wohl kaum in einem geruhsamen Früh-Senioren Stifft für promovierte Akademiker besteht. Sonder darüberhinaus sich auch Gedanken gemacht, was man für das Geld, dass die Hochschulen erhalten , an Output erwarten kann.
    Da das Land NRW ja ned so toll wirtschaftlich dasteht. Fragt man sich auch im Ministerium was sie so für die 55 Mio € von der FernUni als Gegenleistung erhalten.

    Da schließt sich der Kreis nun.
    Die FernUni muß jetzt auch ihre Existenzberechtig unter Beweis stellen.
    Das hier jetzt auch mal Mittel für die Betreuung der FernStudenten locker gemacht werden, sieht man an der schrittweisen besseren Ausstattung der Studienzentren. Ist zwar nicht schlecht, aber ob dass die Lösung für die Abbrecherquote ist?

  13. Hallo Wolfgang,

    vielen Dank für deinen Kommentar, der meinen Artikel echt gut ergänzt. Für die Studenten kann sich der Druck auf die Fernuni nur positiv auswirken … hoffentlich. Jedenfalls ist es gut, dass man sich das Problem mit den hohen Abbrecherquoten wieder einmal zur Brust nimmt.

    Die Eine Lösung für das Problem wird es sicherlich nicht geben, aber eine Verbesserung der Studienbedingungen ist mit Sicherheit ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung.

    Mal schauen, was es bringt!

    Viele Grüße,

    Alicia

  14. Hallo Alicia

    Sehr schöner Artikel as usual!

    Dies ist was ich eine eindeutige Marktlücke nenne. Heute wollen ungefähr 12.000 Studenten einen Abschluss Bachelorstudiengang Wiwi an der Fernunihagen. 2011 werden es villeicht 100-115 Absolventen geben. Die Fernuniversität in Hagen liegt noch ein paar Jahre in der Vergangenheit in Sachen E-learning.

    Frage dich nie… Was kann die Fernuni Hagen für mich machen? …sondern was kann ich für die Fernuni Hagen machen!

    Aus diesem Grund habe ich mich entschlossen Videos zu erstellen. Zusammenfassungen zu schreiben. Quize zu erstellen. In der Zukunft soll auf Lecturio (mit einer möglichen Kooperation der Fernuni Hagen) sämtliche Theorie der Modulen laufen. Zu fairen & sozialen Preisen selbst verständlich ;D Die jenigen die es sich nicht leisten können sollen die Möglichkeit bekommen selbst Videos zu schreiben und Zusammenfassungen zu schreiben. Im Gegenzug dürfen sie kostenlos die andern Videos erhalten. Aufgaben soll es kostenlos über Anki geben. Das einzige Hindernis ist das Copyright auf den Studienbriefen.

    Und noch was… Die Mutter alles Bösen ist der Pessimismus! Du wirst bestehen denn es gibt keine Grenzen und dein einziger Feind ist die Zeit.

    Good luck,

    Rudy

  15. Hey Rudy,

    ja, die Zahlen der Einschreibungen und der Absolventen liegen wirklich erschreckend weit auseinander. Mag vielleicht auch daran liegen, dass nur wenige Studenten das Fernstudium in der Regelstudienzeit schaffen und womöglich erst in den nächsten Semestern fertig werden. Aber die Kluft bleibt sicherlich deutlich über der privater Fernhochschulen.

    Die privaten Anbieter haben, soweit ich das von anderen gehört haben, einen deutlich besseren Medienmix. Auch die Betreuung ist intensiver, was man bei den Studiengebühren aber auch erwarten kann.

    An der Fernuni Hagen ist man zum Großteil auf sich allein gestellt, was für viele eine große Herausforderung sein kann. Da die Studienhefte teilweise zu wünschen übrig lassen, sind ergänzende Angebote äußerst wichtig. Ich habe z.B. meine Mathe-Kenntnisse auch komplett mit Lecturio aufgefrischt. Da das Studium an der Fernuni so günstig ist, kann man sich solche Zusatzangebote auch mal leisten ;).

    Aber auch Zusammenfassungen anderer Studenten oder Hilfen zur Klausurvorbereitung von fabianca, Fernuni-Repetitorium & Co. sind stark gefragt.

    Dein letzter Satz gefällt mir besonders gut, denn wer sich sowieso nicht zutraut, es zu schaffen, sollte am besten gar nicht anfangen. Nur hat der Tag immer noch 24 Stunden, was einem oft erst bewusst wird, wenn man das Studium bereits angefangen hat …

  16. Es wird immer „Einsamkeit“, „Motivation“ und so vorgeschoben.
    Nach 2 Jahren habe ich aufgehört, weil es einfach nur nutzlos war, es hat mir auf der Arbeit genau NULL gebracht. Veraltet und kompliziert geschriebene Unterlagen, die ich aber im Zug auf dem Tablet lesen konnte, aber dann musste ja alles Browserbasiert sein und die Internetverbindung im Zug wurde dann zu teuer oder die „Windows-Tools“ von Microsoft laufen nicht auf dem Tablet.
    Ich habe mich erst tierisch gefreut wie bequem das machbar ist, dann merkte ich wie ich immer öfter dachte „Was wollen die von mir“, nicht mehr lernen sondern zunehmend Rätsel lösen und dann immer mehr technischer Firlefanz der nicht funktioniert (Java) und alle Vorteile des mobilen Lernens zunichte macht.
    Scheint eine „Gewinnmaximierung“ wurde durchgezogen, je mehr bezahlende Studenten bei immer weniger Leistung, Motto „Such es selber“.
    Anfangs starr „Wir müssen die Unterlagen drucken und Ihnen zusenden, auch wenn Sie nur ein PDF wollen“ hin zum Online-Modern-Microsoft-Partner. Nicht nur inhaltlich realitätsfremd…

  17. Hallo Steffen,

    vielen Dank für deinen Beitrag und deine Erfahrungen!

    Während meiner Studienzeit kam mir auch vieles wie „Rätsel lösen“ vor. Die Unterlagen sind schon anspruchsvoll, zumal es direkt ans Eingemachte geht. An der normalen Uni hat man es um Einiges leichter, da man langsam in den Stoff eingeführt wird, Fragen stellen kann und auch Hilfe von Kommilitonen erhält. An der Fernuni ist man mit Problemen, Fragen & Co. meist auf sich alleine gestellt.

    Ich habe auch in der U-Bahn gelernt, aber vorwiegend mit den schriftlichen Studienheften. Allerdings war es sehr schwer, sich zu konzentrieren. Zuhause am Schreibtisch lernt man einfach am besten, aber dafür muss man auch genügend Zeit einplanen.

    Letztendlich war das Studium ok, aber nicht das, was ich mir erhofft habe. Sowohl inhaltlich, als auch für meine berufliche Zukunft hätte es mir wenig genützt, sodass ein Abbruch für mich das Richtige war.

    Wenn ich nochmal studieren würde, dann an einer Präsenzuni, da für mich das Studentenleben dazugehört. Ein Fernstudium ist und bleibt für viele die einzige Alternative, daher ist es gut, dass es an der Fenruni ein vergleichsmäßig günstiges Angebot gibt. Allerdings sehe ich das so wie du: Die hohen Studentenzahlen sollten eher als Ansporn zur Qualitätsverbesserung dienen.

    Viele Grüße,

    Alicia

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